Von Vorbildern, Fegefeuer und der Liebe Gottes


Wenn sich das Wetter langsam entschließt, herbstlich zu werden, wenn alle Heiligen gefeiert werden, wir für unsere Verstorbenen beten, und die Friedhöfe besuchen, ist der November ins Land gezogen. 

Text + Fotos: Manfred Kainrath



 

Es ist eine Zeit, in der es viel zu feiern gibt:  Beginnend damit, dass sich zunächst Österreich selbst feiert, kann man schon bald danach an den Abenden und in der Nacht Hexen, Zauberern, Vampiren und hohlen Kürbisköpfen begegnen, die mit dem Schlachtruf „Süßes oder Saures“ auf die Jagd nach Süßigkeiten gehen. Unsere evangelischen Geschwister feiern ihr wichtigstes Fest, den Reformationstag und seit gar nicht allzu langer Zeit sorgt auch noch die Einführung der Herbstferien dafür, dass – zumindest die Schulkinder – diese Zeit ohne Schlafmangel genießen können. 

 

Sobald der Spuk vorbei ist, wird es für uns Christen interessant, wir begehen die Feste Allerheiligen und Allerseelen. Das Überraschende an diesen beiden Festen mag sein, dass Halloween durchaus einen Bezug dazu hat, so geht Halloween ursprünglich auf das Totenfest der Kelten zurück, bei dem durch Verkleidungen und Feuer versucht wurde, die bösen Geister, allen voran Samhain, zu vertreiben und sie daran zu hindern, die Menschen zu finden, die nächstes Jahr sterben sollten.

 

Diesen Brauch nahm die christliche Kirche zum Anlass, die Feste Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2. November anzusetzen, damit zum einen der heidnischen Tradition Einhalt geboten werden konnte, und den Menschen zum anderen ein Fest mit vergleichbarer Thematik gegeben wurde.

Es sind zwei Feste, die nicht nur dem Namen nach sehr ähnlich sind. Weil man nicht jedem Heiligen einen eigenen Feiertag zusprechen konnte, entschied man sich dazu, einen speziellen Tag allen Heiligen zu widmen, dazu zählen auch diejenigen, von deren Heiligkeit nur Gott weiß und die manchmal die naheliegenderen Vorbilder sind, als die mitunter unbekannten oder unnahbaren "berühmten" Heiligen.

Auch bei Allerseelen geht es um Verstorbene, allerdings um alle, für die wir an diesem Tag besonders beten, damit sie in den Himmel aufgenommen werden.

In der Pfarrkirche St. Anna feierten wir am 1. November mit unserem Pfarrer Pawel Marniak eine Festmesse, die vom Baumgartner Kirchenchor, unterstützt von mehreren Solisten, gestaltet wurde.

Es wurden vorwiegend Messlieder von Wolfgang Amadeus Mozart aus der Missa Brevis in G -Dur aufgeführt, vom Kyrie, über Gloria, Credo, Gabenbereitung, zum Sanctus und Agnus Dei (die unterstrichenen Lieder sind als Hörproben verfügbar). In seiner Predigt hob Pfarrer Marniak hervor, dass Gott die Liebe ist und uns aus Liebe erschaffen hat. Er hat uns so sehr geliebt, dass er uns den freien Willen geschenkt hat und wir so zur Menschenwunde Gottes wurden, weil wir anstatt Gott das Glück oder andere irdischen Werte suchen. Aber Gott wartet auf uns und wenn wir schwach sind, werden wir dank seiner stark sein.

 

Da nur der 1. November ein Feiertag ist, finden viele der Feierlichkeiten und Traditionen von Allerseelen bereits an diesem Tag statt, aus dem einfachen Grund, weil man an diesem Tag frei hat.

 

So auch der schon traditionelle Friedhofsgang am Baumgartner Friedhof. Zunächst feierten wir einen Wortgottesdienst in der Friedhofskapelle, gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern der Pfarre Hildegard Burjan.

 

Deren Pfarrer Martin Rupprecht sprach in der Predigt von der Vorbereitung auf die Auferstehung, das Harren auf die Erlösung, über vergebene Chancen im Leben, die wir nützen sollen. „Was soll auf meinem Grabstein stehen?“, fragte er, soll es ein Zeugnis unseres Glaubens und unserer Liebe sein, oder lediglich die statistische Nacktheit von Namen und Daten.

 

Nach einer Prozession zum Kreuz, wurde dort noch gemeinsam ein Lied gesungen und wir empfingen den feierlichen Segen. Danach konnten alle, die wollten noch mit unseren Geistlichen die Gräber ihrer Familie oder Freunde besuchen und segnen lassen.