Ein Lockdown-Spaziergang mit dem Nikolo


Nach einem Besuch in der Sonntagsmesse konnten die Kinder in Baumgarten beim Spazierengehen den Nikolo treffen. 

 

von Martin Kainz



Auch, wenn der aktuelle Lockdown viele Veranstaltungen und Aktivitäten im Advent einschränkt, so kann er keinesfalls den Nikolo daran hindern, die Kinder in unserem Pfarrgebiet zu besuchen. Wenngleich laut der gültigen COVID-Verordnung Nikolo-Besuche als unentgeltliche ehrenamtliche Tätigkeit sogar zuhause möglich wären, hat sich unser Baumgartner Nikolo wieder, wie im Vorjahr, für einen Spaziergang durch das Pfarrgebiet entschieden.

 

Der heilige Nikolaus lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof von Myra in der heutigen Türkei. Als Sohn reicher Eltern soll er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Einer Legende zufolge erweckte Nikolaus drei ermordete Schüler wieder zum Leben, einer anderen Legende nach schenkte er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer.

 

Der Brauch, den Nikolaus speziell zu den Kindern zu schicken, stammt bereits aus dem Mittelalter, als Klosterschüler am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof“ wählten. Der Abt oder Bürgermeister gab die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Dieser „Kinderbischof“, der mit einer Mitra, der klassischen Kopfbedeckung von Bischöfen, und den Gewändern eines Bischofs bekleidet war, besuchte die Klosterschule und tadelte die Kinder oder belohnte sie mit Süßigkeiten.

 

Für unseren Nikolo begann der Sonntag mit dem Besuch der Sonntagsmesse. Im Mittelgang vor dem Altar bildete sich eine lange Schlange an Kindern, die vorbildlich mit FFP2-Maske und Mindestabstand geduldig auf ein kurzes Gespräch und ein kleines Säckchen mit Nüssen und Schokolade warteten.

 

Nach einem kleinen Nikolo-Mittagsschläfchen machte sich unser Nikolo auf zu einem Lockdown-Spaziergang durch unser Pfarrgebiet. Der Start war vor der Baumgartner Pfarrkirche. Kaum betrat er die Stiegen vor der Kirche, schon war er von einer großen Kinderschar umringt. Begleitet wurde er von einem Nikolo-Helfer, der frappante Ähnlichkeiten mit unserem Pfarrer aufwies. Gemeinsam mit einem PGR-Mitgliedhelferlein, das auch eine Gitarre mithatte, wurde mit den Kindern das berühmte Nikolo-Lied „Lasst uns froh und munter sein“ angestimmt.

Nachdem alle Kinder ihr kleines Geschenk abgeholt hatten, konnte der Spaziergang losgehen. Langsam ging es die Linzer Straße hinauf in Richtung Casino Park. Überall auf der Straße wurde der Nikolo natürlich rasch erkannt und von Kindern bestürmt.

 

Im Park angekommen beendeten sogar einige Kinder ihr Fußballmatch im Fußballkäfig, um den Nikolo zu begrüßen. Noch einmal wurde zusammen das Nikolo-Lied angestimmt, wobei sich die meisten Baumgartner Kinder sehr textsicher zeigten.

 

Quer durch den Casino-Park ging es schließlich hinauf zum Baumgartner Spitz, wo der Spaziergang schließlich bei der Oberbaumgartner Pfarrkirche endete. Natürlich nicht, ohne auch hier noch ein paar Säckchen zu verteilen.

 

Und so endete für unseren Nikolo der lange Arbeitstag. In Erinnerung werden ihm die vielen leuchtenden Kinderaugen, die große Begeisterung und das kräftige Mitsingen bleiben. Schön, dass man auch in schwierigen Zeiten mit Traditionen wie dem Nikolo für ein paar Stunden die aktuellen Einschränkungen durch Lockdown und Virus vergessen kann!