Schein oder nicht Schein - das ist hier Bau Bau

Unterhaltung oder Skandal? Lüge oder Wahrheit? Wo soll der gemeinsame Weihnachtsbaum stehen? Kann man eine Pfarre kaufen? Seriöser Journalismus oder Fake News? Diesen und anderen Fragen stellt sich das Baumgartner Brettl zum Höhepunkt des Wiener Faschings.

von Manfred Kainrath

Fotos: Tanja Kainrath, Rafael Riedler



Nach einer gemütlichen halben Stunde mit der großartigen musikalischen Begleitung durch Union Sax und der Reichung von Leckerlies durch das sehr aufmerksame Catering-Team geht der diesjährige Pfarrfasching gleich mit dem ersten Knalleffekt los:

Hat Bau Bau ein Ablaufdatum? Muss der als Wiener Alternative für das Villacher "Lei Lei" aus dem Namen "Pfarre BAUmgarten" gebildete "Bau Bau"-Ruf ersetzt werden? Wenn ja, wirklich durch "He Mu Te" ("Pfarre zur heiligen Mutter Teresa")?

Szenenwechsel: Zur Eröffnung mahnt Pfarrer Pawel Marniak die beiden Journalisten Paul Selich (OBG, seriös) und Peter Heilich (BG, schlagzeilen-orientiert) zur Zusammenarbeit. Es kann nur eine Pfarrzeitung geben, daher auch nur einen Bericht zu Bau Bau, den letztendlich doch ein anderer schreiben darf.

Viel Stoff zum Nachdenken bereits vor dem ersten Stück.

Das hat es dann auch in sich. Die Nachfolger der legendären MA2412-Beamten zeigen, dass auch die nächste Generation sehr gewissenhaft darauf aus ist, den einmal erarbeiteten Ruf als Beamtenhochburg, die eigentlich nur an Überlastung leidet, hochzuhalten.

Dies auch, als ihnen von der Pfarrkoalition ein Antrag überbracht wird, der die Aufstellung des ersten gemeinsamen Weihnachtsbaumes zwischen den Altären der beiden Pfarrkirchen zum Inhalt hat und, wie nicht anders zu erwarten, wegen Überlastung abgelehnt werden muss.

Wird es je zu einem derartigen gemeinsamen Weihnachtsbaum kommen?

 

 

 

Kann es wirklich dazu kommen, dass aus Kostengründen die Krabbelstube mit dem Seniorenclub zusammengelegt wird?

 

Ist es wahr, dass die Jungschar bereits seit Jahren kein Budget für einen "Bau Bau"-Beitrag hat?

Das Gott sei Dank nicht, wie der nächste Beitrag "Don't worry, be happy" zeigt.

 

Es wird mit allen Mitteln versucht, ein trauriges Mädchen aufzuheitern, was nach zunächst erfolglosen Versuchen schließlich mit Hilfe von Justin Timberlake und einem gemeinsamen Gruppentanz gelingt.

Die Kinder geben uns mit diesem Stück eine tolle Botschaft mit:

- Gebt nicht auf

- Gebt niemanden auf

- Jeder ist es wert, dass man um ihn kämpft.

 

In der einen oder anderen Form hat es wohl jeder schon erlebt.

Eigentlich will man nur jemandem mitteilen, dass etwas erledigt ist, aber es findet sich nicht der richtige Ansprechpartner, man glaubt sich in einer telefonischen Endlosschleife, die eine wahre Eselsgeduld verlangt, um nicht auszurasten.

So wie es eben dem Buchbinder Wanninger ergeht, der erst nach unzähligen Weiterleitungen und dem schlussendlich wahrlich frustrierenden "Rufen S' morgen wieder an, für heute is Schluss" kundtut, was er von der ...bande hält.

 

Eine Begriffsdefinition: Die Anekdote ist eine prägnante Wiedergabe einer wahren oder erfundenen Begebenheit, die den Charakter eines Menschen oder einen Zustand erhellt. Anekdoten berichten Tatsachen, die jedoch nicht verbürgt sind.

 

Mit dieser Definition ist einmal sicher gestellt, dass der nächste Beitrag zum heurigen "Bau Bau"-Thema "Fake News" passt. Auch wenn die Anekdoten sehr amüsant sind, wir wissen nie, ob sie auch wahr sind. Aber egal, wir genießen sie trotzdem.

Nach der erstmalig eingeführten 10-minütigen Pipi- und Trinkpause erwartet das Publikum ein Kasperltheater auf der Bühne und einen verwunderten Paul Selich, der eigentlich nicht erwartet hat, dass sich ein Weltstar wie André Heller auf diese "Pimperlbühne" (Zitat Selich) verirrt.

 

Aber nachdem Heller die Urania Kasperlbühne gekauft hat, ist ihm zu Ohren gekommen, dass die "Bau Bau"-Bühne noch wichtiger sein soll, also will er sie kaufen.

 

In der durch Hellers Urania-Kauf entstandene Kasperlhaus-WG führt Großmutti ein strenges Regiment und André ist zu seinem großen Leidwesen nur mehr der Franzi. Aber Großmutti arrangiert ein Mittagessen mit den Baumgartner Geistlichkeiten, wo Franzi-André seine Wünsche deponieren wird können. Ein wenig verwirrt über die große Anzahl an Geistlichen ("und da spricht man immer von Priestermangel") spricht er zunächst beide Kapläne fälschlicherweise als Pfarrer an.

 

Während der eine nicht sehr sprachgewandt antwortet, lässt der andere die Kinder auf einem Bein nach vorne hüpfen.

Heller bekommt schließlich aber auch vom richtigen Pfarrer nicht das, was er wollte, weil es da nur einen einzigen Besitzer gibt und der strahlt heller als André Heller.

 

Als Belohnung für das Durchhaltevermögen des Publikums werden zum Schluss die Heller-Zuckerl an selbiges verteilt.

 

Nach einer Überraschungseinlage - ein Lied über den Apfelbaum und sein Leben - folgte im Anschluss "Der Anschluss".

 

Ein Stück von Anton Kuh, entstanden bereits in den 1920ern, zeigt ganz deutlich die Aktualität derartiger Literatur. Zudem wird klar gestellt, dass es neben der gemeinsamen Sprache noch ein paar andere Kleinigkeiten gibt, die uns Österreicher von den Deutschen, da vor allem von denen nördlich des Weißwurschtäquators, unterscheiden.

 

Im darauffolgenden Lied, eingeleitet von einer prägnanten Beschreibung der Spezies "Dirigent", erfährt das werte Publikum die unterschiedlichen Zugänge unserer vielen verschiedenen Chöre zur Messgestaltung.

 

In der hochverdienten großen Pause (mit Würstel, Chili und so manch köstlicher Mehlspeise) kann man bereits den Diskussionen darüber lauschen, wie viel denn so eine Pfarre kosten könnte, aber keine Angst, es kam zu keinem Kaufabschluss.

 

 

Der Beginn des dritten Teils ist eine Hommage an die Dienstboten unserer Zeit. Als biedere Müllfrau mit Hang zur Akrobatik beginnt eine zunächst einfache Bühnenreinigung, die fließend in eine Zeitungspapier-Jonglage übergeht und die am Ende mit großem Applaus bedacht wird.

Journalist Peter Heilich, seinem untrüglichen Instinkt für Schlagzeilen folgend, verfasst eine vernichtende Kritik der gezeigten Vorführung, behauptet aber umgehend das Gegenteil nach einer klitzekleinen Bestechung mittels Faschingskrapfen, das kann man doch irgendwie verstehen.

Aus den Anekdoten zum Dessert kann man sich einige Weisheiten mit nach Hause nehmen, so zum Beispiel, wie man in Amerika innerhalb dreier Jahre zum Millionär wird (indem im 3. Jahr die Schweizer Erbtante das Zeitliche segnet).

Bei der Waldkapelle wiederum geht es um ein kurioses Missverständnis. Während ein Kurgast lediglich nach dem Vorhandensein eines WCs fragt, werden demselben in Ermangelung des Wissens, was denn ein WC sein solle, die Vor- und Nachteile der Waldkapelle erläutert. Lachanfall garantiert.

 

 

Ob die Tipps, die im nächsten Stück zur Nachahmung empfohlen werden, auch wirklich wirksam sind, muss auch erst bewiesen werden.

 

Bemerkenswert ist jedoch die Beweglichkeit des militanten Antialkoholikers beim Ein- und Aussteigen aus seinem sehr tief gelegten Wagen.

Übrigens: Autos mit Blaulicht am Dach sind einfacher zu finden als andere.

 

Wir kommen zum Schlusspunkt:

 

Zwei ein wenig einfache Gemüter, der eine mehr, der andere weniger, haben ein System gefunden, den Jackpot der Euromillionen zu knacken. Neben den rechnerischen Künsten ist vor allem die Begeisterungsfähigkeit der beiden zu diesem irrationalen Versuch, ein System zu überlisten, herauszustreichen.

 

Aufgrund der Rechenkünste kommt unterm Strich ein Minus von 333 Millionen zustande, was die beiden aber nicht lange trauern lässt, sondern fast sofort eine neue grenzgeniale Idee gebiert: "Heast wir kaufen alle Brieflose!"

Der Nachmittag dieses Faschingssonntags klingt mit dem großen Finale aus, wo nicht nur die Protagonisten auf die Bühne gebeten werden, sondern auch all den vielen Helfern, die für das Gelingen dieser Veranstaltung gesorgt haben, gedankt wird.

Als Schreiber dieser Zeilen und Intendant von Bau Bau möchte ich dies hier nochmals bekräftigen:

Danke, dass ihr alle mitgeholfen habt.

Und natürlich:

Danke an das großartigste Publikum dieses Tages, ohne das wir alle keinen Spaß gehabt hätten.

Wir sehen einander hoffentlich wieder am 23.2.2020! BAU BAU