Auf dem Esel Richtung Ostern

Bei prachtvollem Wetter und mit Rekordbeteiligung der Gemeinde startete Baumgarten am Palmsonntag in die Karwoche. Bei der Prozession durften natürlich auch unsere bereits lieb gewonnenen Esel nicht fehlen. Berührend ging es bei der Passionslesung zu.

von Rafael Riedler



Es hatte sich schon herumgesprochen im Gustav-Klimt-Heim: Am 9. April würde es sich auszahlen, in der Früh die Fenster und Balkontüren weit zu öffnen und einen Blick Richtung Park zu riskieren, würde doch Baumgarten hier wieder die traditionelle Palmprozession beginnen. Bei herrlichem Frühlingswetter fanden sich diesmal ganz besonders viele Menschen unserer Pfarre ein, um gemeinsam den Palmsonntag zu feiern. Jung und Alt kamen bereits vor halb zehn voller Vorfreude auf den Vorplatz und 110 Mädchen und Buben sicherten sich - festlich geschmückte Palmbuschen in der Hand - die besten Plätze in der ersten Reihe. Pfarrer Pawel Marniak traf alsbald mit einer Schar von 20 Ministranten ein, um das erste Mal als Pfarrer von Baumgarten die Heilige Woche – die letzten großen Tage in der Vorbereitung auf Ostern – zu beginnen.

 

Mit den Palmkätzchen, die die Kinder begeistert in die Höhe hielten, und den fröhlichen Hosanna-Gesängen erinnerte sich die Gemeinde an den Einzug von Jesus nach Jerusalem. Wenige Tage vor seiner Kreuzigung jubelten ihm die Menschen noch zu. Wer konnte ahnen, dass schon am Karfreitag alles anders sein würde?

 

Jesus ritt nicht auf einem hohen Ross in die Stadt, sondern ganz klein und bodennah auf einem Esel. "Mein Königreich ist nicht von dieser Welt", wird der König namens Christus später sagen. Doch die Menschen verstehen ihn nicht. Wir wissen heute, was vor 2000 Jahren passiert ist, und trotzdem wollen wir die Botschaft des Friedenskönigs oft nicht verstehen. Im Gedenken an damals sind auch in Baumgarten wieder zwei Esel dabei, ein Ministrant sitzt auf einem von ihnen, während sich die Prozession in einer endlos erscheinenden Schlange der Pfarrkirche nähert.

 

Pfarrer Pawel Marniak klopft mit dem Holzkreuz an das große Kirchentor, welches sich sogleich öffnet. Das Leid Jesu als Schlüssel zum Himmelstor für uns alle.

 

Vorweggenommen werden am Palmsonntag traditionell auch die Geschehnisse vom Karfreitag. Während die Jüngsten sich im kleinen Rahmen in der Krypta beim Kinderwortgottesdienst mit dem Palmsonntag beschäftigen, wird in der Kirche die Passionsgeschichte gelesen. Verrat durch einen der Jünger, Verleugnung aus Feigheit durch einen der besten Freunde, Verspottung und Hass durch die Leute, die Jesus kurz zuvor noch "Hosanna" zuriefen. Pilatus kommt unter Druck, er verurteilt einen Unschuldigen, weil es die mächtigen Hohepriester und das aufgewiegelte Volk so fordern. Jesus wird ans Kreuz geschlagen und stirbt. Alles scheint hoffnungslos und sinnlos. Wie konnte es so weit kommen?

 

Mit Symbolen, die die Mädchen und Buben in die Höhe halten, und Liedern sind die vielen Kinder ganz nah am Geschehen, als all das mit verteilten Rollen vorgelesen und von einer Pfarrgemeinderätin und einem kleinen Mädchen erzählt wird. Das Krähen des Hahns, die Hammerschläge der Kreuzigung und das Rattern der Ratschen zur Kreuzigung hallen markerschütternd durch das Kirchengebäude. Es ist ganz still, als diese Geräusche lange nachklingen – in unseren Ohren und unseren Herzen. Als eine sanfte Stimme aus dem Chor eine traurige Melodie in die Stille singt, möchte man fast weinen.


Nichts ist mehr übrig von der Fröhlichkeit während des Einzugs nach Jerusalem. Statt Palmbuschen halten die Kinder nun Kreuze in die Höhe. Doch sie wissen: der heutige Tag ist nicht das Ende, der Tod hat nicht das letzte Wort. Der Palmsonntag ist nur eine Zwischenetappe auf dem Weg Richtung Ostern und dieses Fest wird endgültig sein.