Das Wunder von Baumgarten

Zwei Wochen ist es schon wieder her, dass unsere letzten Gäste das Flüchtlingsnotquartier verlassen haben. Zwei Wochen ist es her, dass wir Mitarbeiter, gemäß unserem gemeinsamen Motto „Gemeinsam Wunder wirken“ durften.

Wenn ich daran zurückdenke, fallen mit natürlich zuerst unsere Gäste ein. Wie sie zu uns gekommen sind – müde, hungrig, unsicher und ängstlich, die Kinder sogar zu müde, um zu weinen. Sie erzählten Geschichten von Krieg, Vertreibung und Not. Viele hatten dabei Tränen in den Augen und wir Helfer hätten am liebsten gleich mitgeweint.

Ich denke aber auch daran zurück, wie schnell sie wieder zu

Kräften gekommen sind. Wie die Kinder nach ein bisschen Schokolade endlich wieder lächeln konnten und wie sie nach kurzer Zeit gemeinsam mit den Kindern aus der Pfarre gespielt haben. Wie Männer, die uns erzählten, sie seien zu traurig, um ihre geliebte Musik zu hören, nach einigen Tagen bei uns den Helfern und den anderen Flüchtlingen ihre irakischen Volkstänze beigebracht haben.

Besonders schön ist, dass viele Helfer und Gäste immer noch

in engem Kontakt stehen und inzwischen richtig gute Freunde sind. Ganz nach dem Motto „Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennengelernt hat.“

Spannend war auch zu beobachten, wie dieses Projekt „Notquartier“ die Botschaft Christi in die Welt hinausgetragen hat. Wir haben auf Facebook ganz viele „Likes“ aus dem arabischen Raum bekommen. Die Pfarre bekam Nachrichten aus aller Welt, in denen sich Verwandte unserer Gäste für die

Gastfreundschaft bedankt haben und hier in Wien haben uns viele Menschen unterstützt, die sonst mit der Kirche nicht viel am Hut haben.

Wunderschön war es, wie sich unsere Pfarrfamilie in dieser Zeit verändert hat. Ich habe das Gefühl, wir alle sind noch enger zusammengewachsen. Leute, die jahrelang zerstritten waren, haben Hand in Hand für die gute Sache gearbeitet. Sogar Menschen, die schon lange nicht mehr da waren, haben mitgeholfen und außerdem hat die Pfarrfamilie viele neue Mitglieder gewonnen, die bist dato mit der Pfarre nichts zu tun hatten.

Alles in allem war es ein absolut gelungenes Projekt, von dem

alle Beteiligten – egal ob Gäste oder Helfer – sehr viel profitiert haben.

Nun geht es darum, die „Wunder gemeinsam weiterwirken“ zu

lassen, da es immer noch viele Flüchtlinge gibt, die unsere Hilfe brauchen.

Einige unserer Gäste sind in Österreich geblieben und haben

hier einen Asylantrag gestellt. Auch hier sind wir als Pfarre gefordert. Wir werden sie während des Asylverfahrens begleiten und ihnen helfen, sich in Österreich ein neues Leben aufzubauen.

von René Hofmann