"... zur Recreation des Gemüths"

Am Samstag, dem 6. September 2008 fand in unserer Pfarrkirche anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums das schon lange erwartete Bach-Konzert „Zu Gottes Ehre und zur Recreation des Gemüths“ statt. Trotz starker Konkurrenz durch Donauinselfest und Fußballmatch Österreich/Frankreich fand sich doch eine stattliche Anzahl Besucher ein – wiewohl die Baumgartner selbst etwas „mager“ vertreten waren.

Die Organisation des Kammerkonzerts gestaltete sich zunächst als schwierig, zumal die Pfarre über kein eigenes Cembalo verfügt. Dank der Großzügigkeit und Leihgabe einer Privatperson konnte aber das Problem in letzter Minute und mit jeweils „drei starken Männern“ bei Ab- und Rücktransport positiv gelöst werden.


Das Konzert in der Apsis der Kirche bestritten Michael Hartenberg (Cembalo) und Constanze v. Baußnern souverän, präzise und mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Die Bach-Fans kamen auf ihre Rechnung! Das Konzert vereinte in seinem Programm, welches von Michael Hartenberg durch erläuternde Literatur ergänzt wurde, sehr unterschiedliche Facetten der Bach’schen Musik. Es wurden nicht nur die Kompositionen von Johann Sebastian Bach, sondern auch von seinen Söhnen und anderen Verwandten vorgestellt, deren Unterschiedlichkeiten deutlich herausgearbeitet waren. Wenn man bedenkt, dass J. S. Bach 1685 in Eisenach geboren und 1750 in Leipzig gestorben war, so liegen zum Heute Jahrhunderte dazwischen – natürlich auch in seiner Musik. Bachs Werke waren ein Schlusspunkt vor der Stilwende zur Klassik. In genialer Weise hat der Thomas-Kantor die Musikstile der Niederländer (Gotik) über Heinrich Schütz (den Vater der deutschen protestantischen Kirchenmusik) zu Buxtehude und Vivaldis italienischem Barock zusammengefasst, indem er die Gesetze der Vielstimmigkeit und Generalbasskunst, der Kontrapunktik und der Harmonie miteinander verband.


Bach ist – wie keiner vor oder nach ihm – Brenn- und Sammelpunkt all dessen, was man im abendländischen Kulturkreis unter Musik versteht. Gotische Mystik und barocke Vitalität wurden in seiner Musik zu einer Einheit. Als Zuhörer bedurfte es wohl zuerst einer gewissen inneren Sammlung und Einstimmung, die beruhigende, gleichmäßig fließende Musik in sich aufzunehmen, zu verarbeiten – zu der die Original-Instrumente von damals (Cembalo und Traversflöte) und die Atmosphäre eines Gotteshauses wohltuend beitrugen. Wie angenehm und im krassen Gegensatz stehend zur heutigen lärmenden, schrillen Zeit mit all ihren Auswüchsen!


Am Ende großer Applaus, Blumen für die Künstler und Dankesworte von Pfarrer Clemens Abrahamowicz, der unter den Zuhörern auch seinen Vater, Pastor Alexander Abrahamowicz, begrüßen konnte. Er war extra gekommen, um Taufkind und Konfirmand Michael Hartenberg (heute in Hamburg lebend) wiederzusehen und sein Konzert zu genießen. Eine abschließende Agape in der Krypta der Kirche ließ den Abend stimmungsvoll und bei kulinarischem Genuss ausklingen.