Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt

Samstag vor Pfingsten, 10. Mai 2008, mein Handy läutet um 19:10 Uhr: „Ja, Georg hier!“

Vom anderen Ende hört man starkes Rauschen: „Ich bin's, Monika, wir haben einen Wasserrohrbruch in der Kirche, die Krypta ist überschwemmt, das Wasser kommt aus der Decke! Ich bin schon durch und durch nass, wo soll ich abdrehen?“ - „Bist du in der Küche?“ - „Ja!“ - „Links in der Ecke, unten beim Wasserzähler, dreh alle Hähne ab, die du siehst!“ - „Den einen hab ich schon, aber das nützt nichts, ich steh immer noch im Regen!“ - „Dann nimm den nächsten!“ - „Der dreht sich aber leer durch! Soll ich vielleicht die Feuerwehr rufen?“ - „Nein, dreh einfach weiter, dreh, dreh, dreh ...!

Das Rauschen hört endlich auf: „So, jetzt rinnt es nicht mehr, aber wir haben 5cm hoch Wasser in der Küche!“ - „Ich bin noch in Eichgraben, setze mich sofort ins Auto und bin so schnell wie möglich da!“


Noch schnell zwei Schachteln mit Installateur-Zeug und einige Werkzeuge aus dem Keller meiner Eltern ins Auto gelegt und ab geht es nach Baumgarten. Als ich etwa um 19:55 Uhr vor der Sakristei ankomme, liegen schon einige tropfnasse Fußabstreifer, Teppiche etc. vor der Türe und Monika ist mit drei rasch organisierten Helfern, vielen Fetzen und Kübeln an der Arbeit. Das Auftunken und Auswinden der Fetzen ist naturgemäß sehr mühsam, daher kommen wir schnell auf die Idee, eine Pumpe zu organisieren. Mit dem Auto sind ein Helfer und ich recht flott im Garten seiner Eltern und mit Pumpe wieder zurück, aber trotzdem zu langsam: Durch fleißige Handarbeit ist inzwischen der Wasserstand praktisch auf Null gesunken, und auch die weitere Ausbreitung des Wassers in die anderen Räume der Krypta konnte verhindert werden.


Die weiteren Aufräumarbeiten bringen einigen erstaunliche Erkenntnisse: Blumenübertöpfe, die in 2 m Höhe (!) in einem Regal stehen, sind randvoll mit Wasser, gleich daneben steht ein Kasten ohne Sockel direkt am Boden – er ist innen trocken!


Viele Handgriffe später sind alle beweglichen Sachen aus der Küche geborgen und in Sicherheit gebracht – sie füllen jetzt den großen Raum der Krypta nahezu ganz aus.


Nach der Ausforschung eines flexiblen Rohrstückes („Panzerschlauch“) als Ursache der Überschwemmung überlegen wir die Möglichkeiten einer schnellen Reparatur, da zwei große Ereignisse unmittelbar bevorstehen: Am Pfingstsonntag ist eine Festmesse mit Gastchor und Solisten geplant, am Pfingstmontag die Firmung mit unserem Jugendchor und daran anschließend ein Agape. Für diese Events ist natürlich eine funktionierende Wasserversorgung ein wichtiges Detail!


Wegen der fortgeschrittenen Nachtzeit vertage ich die Reparatur auf Sonntag früh, rücke um 8:30 Uhr mit schwerem Werkzeug an und stelle kurz darauf fest, dass die aus Eichgraben mitgebrachten Schachteln fast alle benötigten Teile, aber eben nur fast alle, enthalten: Ein wesentliches Zwischenstück fehlt! Einige Telefonate später weiß ich, dass es im Jugendkeller in Helfrieds Werkzeugkasten eine Schachtel mit „Installateur-Krimskrams“ gibt. Tatsächlich finde ich dort den benötigten Teil und kurz vor 10 Uhr können wir den eilig geschriebenen Zettel „WC unbenützbar, bitte WC im Pfarrhaus, Pachmanngasse 10 benützen!“ wieder entfernen.


Am Pfingstmontag, bei der Firmung, ist von der ganzen Misere praktisch nichts mehr zu spüren, auch die Agape kann wie geplant (und bei herrlichem Wetter) vor der Kirche stattfinden.

Unsere Gemeinde lässt sich eben auch durch solche Widrigkeiten nicht aus der Ruhe bringen, wenn wir alle zusammenhelfen, können wir einfach nicht untergehen ...