Ein Lächeln gezaubert

„Gaudete“ – lateinisch für „Freut euch“ – heißt das dritte Adventwochenende, das sich ein paar junge Menschen unserer Pfarre für einen ganz besonderen Ausflug ausgesucht haben. Immer wieder hat die Jungschar, die größte Kinderorganisation Baumgartens, in letzter Zeit ein Herz für Leute gezeigt, denen es nicht so gut geht, etwa zuletzt im November beim Punschverkauf zugunsten der Pfarrcaritas. Diesmal stellte sich die Zwergenjungschar – ihr gehören die Kinder der 1. und 2. Klasse Volksschule an - in den Dienst der guten Sache und zauberte auf so manches Gesicht ein seltenes Lächeln.

Der frische Schnee knirscht leise unter den dicken Winterstiefeln der Kinder, die – großteils an der Hand ihrer erwachsenen Begleitperson hängend – gerade die Portiersloge des Geriatriezentrums Baumgarten passieren und etwas Rat suchend nach dem richtigen Eingang Ausschau halten. „Können wir auf den Spielplatz?“, ruft eines der Mädchen, als es selbigen erblickt. „Jetzt nicht, ihr wisst ja, dass sich da oben viele Menschen schon irrsinnig auf euch freuen!“, erklärt die engagierte Jungscharverantwortliche Sara Dallinger ihren Schützlingen die Lage.


Wenige Minuten und etwas mehr erklommene Stiegen später haben die vier Kinder ihr Ziel erreicht. Die Stimmung ist gut unter den Mädchen, die zwar beinahe wie Engel aussehen, aber auch ganz schön laut kichern können. Eine Stationsschwester kommt auf die Jungscharkinder zu und mit einem Mal wird es ganz still. „Ihr könnt’s eure Jacken dalassen und euch dann schon dort vorne aufstellen“, weist die freundliche Angestellte den Stars des heutigen Nachmittags den Weg. Dutzende Heimbewohner – viele mit durchaus schon recht beachtlichem Alter – haben im weihnachtlich dekorierten Gang an Tischen Platz genommen und erwarten gespannt den ungewöhnlichen Besuch.


„Also, wer fängt an?“, flüstert die Jungscharleiterin den 7-jährigen Kindern aufmunternd zu, während sie ihre Gitarre auspackt. Auch wenn die vorbereiteten Gedichte zuvor im Pfarrheim geprobt worden sind und eigentlich perfekt sitzen, macht sich in der ungewohnten Umgebung zunächst ein bisschen Lampenfieber breit. Kurzerhand wird also mit einem Lied begonnen, „Alle Jahre wieder“ wird angestimmt und von 7 bis 102 singen alle Generationen begeistert mit.


Zusammen ist man weniger allein, denken sich die noch etwas verschreckten Kinder danach, fassen ihren ganzen Mut und einander an den Händen und tragen verstärkt durch ein Mikrofon jeweils zu zweit ihre Texte vor. Gebannt richten sich die Augen der alten Menschen auf die vier entzückenden Mädchen, die nun abwechselnd Lieder wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ vorsingen und – bald sogar alleine – ihre adventlichen Gedichte präsentieren. „Bravo!“, ruft eine Frau im Rollstuhl und ihre Augen beginnen ebenso zu glänzen wie die der Kinder vor dem Christbaum am Heiligen Abend. Andere wieder lauschen einfach nur andächtig und die Schwestern sehen bei ihren Heimbewohnern so viele lächelnde Gesichter wie schon lange nicht mehr.


Die Mädchen der Zwergenjungschar haben inzwischen bemerkt, wie viel Freude sie den Menschen hier bringen, indem sie ihren Alltag versüßen. „Können wir noch da bleiben?“, fragt eine zur großen Überraschung der Erwachsenen. Die Schwestern bringen Kekse und Punsch zur Stärkung und mittlerweile ist jede Nervosität bei den Kindern längst verflogen. Sie sitzen noch lange Zeit zwischen den um so viele Jahrzehnte älteren Mitmenschen, lassen sich gemeinsam mit ihnen fotografieren und gehen schließlich zu jedem einzeln, um frohe Weihnachten zu wünschen. „Was wünscht ihr euch denn vom Christkind?“, fragt eine Dame die Mädchen. „Eine Kinderkamera Canon 218!“ „Eine Playstation 3!“ „Eine KiddyContest-CD und Diddl-Zeug!“, rufen die Kinder selbstbewusst durcheinander. Mit den Fachbegriffen der jungen Generation kann die Dame nichts anfangen, aber ein älterer Herr neben ihr weiß auch sehr genau, was er sich wünscht: „Kommt’s ihr eh nächstes Jahr wieder?“, richtet er hoffnungsvoll seinen Appell an die Jungscharkinder und hält für einige Sekunden die Hand eines der Mädchen, das ihm gerade einen Strohstern schenkt, fest, fast so, als ob er sie nicht gehen lassen möchte. „Na sicher!“, sind sich die vier einig und strahlen über das ganze Gesicht.


Sara Dallinger und ihren vier Jungscharkindern ist es gelungen, ein Stück Weihnachten abseits von Kaufrausch und Punschhütten erlebbar zu machen und zwei Stunden große Freude zu schenken. Eine unschätzbare Erfahrung auch für die Kinder. Übrigens: Am Adventkranz wurde an jenem „Freut-euch“-Adventsonntag die rosa Kerze angezündet. Und rosa liegt – man würde es kaum glauben – bei diesen 7-jährigen Mädchen eben ziemlich hoch im Kurs. ;-)