Rendezvous zweier Pfarren

Am 16. April 2010 feierten die Pfarren Baumgarten und Oberbaumgarten gemeinsam ein rauschendes Ballfest. Wir waren für Sie vor Ort dabei!

„Wir haben eh ziemlich viel geprobt, aber nervös bin ich trotzdem!“ Die Aufregung ist den Mädchen und Burschen des Jungdamen- und Jungherrenkomitees ins Gesicht geschrieben. Schließlich sind viele von ihnen das allererste Mal in ihrem Leben auf einem Ball und tauchen somit in die Welt der Erwachsenen ein. 24 junge Tänzerinnen und Tänzer hat Lisi Stadler für ihre Eröffnungschoreografie motiviert.


Als die Debütantinnen und Debütanten in Formation den großen Saal des Schlosses Miller-Aichholz betreten, deutet nur mehr der ernste Gesichtsausdruck auf die Anspannung mancher Jugendlicher hin. Ansonsten läuft alles wie am Schnürchen, das fünfwöchige Proben hat sich sichtlich ausgezahlt und nach dem Begrüßungsapplaus beginnt Pfarrer Clemens Abrahamowicz offiziell den festlichen Abend: „Ich erkläre diesen wunderbaren Frühlingsball für eröffnet!“


Schon füllt sich das Parkett mit Dutzenden gut gelaunten Ballbesuchern, die nur mehr auf das berühmte Kommando „Alles Walzer!“ gewartet zu haben scheinen. In den Nebenräumen wird währenddessen fröhlich geplaudert und mit dem einen oder anderen Gläschen Wein angestoßen. „Get2gether“ lautet das Motto des Pfarrballs 2010. Erstmals seit der Trennung der Pfarren vor vielen Jahrzehnten begehen die Nachbarpfarren Baumgarten und Oberbaumgarten dieses Fest wieder gemeinsam. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, spielt Ballintendant Fritz Erasim auf die finanzielle Situation an, „und wie es scheint, ist es ein voller Erfolg!“


Tatsächlich ist der 55. Ball gut besucht und es scheint keine Berührungsängste zwischen den Menschen des „Oberen und unteren Gutes“ – wie die alte Bezeichnung der beiden Ortsteile lautet – zu geben. Positiv scheint auch die Werbung bei der Jugend verlaufen zu sein: Man sieht an diesem Abend im Europahaus am Stadtrand Wiens besonders viele junge Menschen. Nur das männliche Geschlecht lässt unter den Teenagern ein bisschen aus. Dass einige der hübschen jungen Damen mangels Tanzpartner am Rand stehen müssen, ist schade und eigentlich unverständlich. Gibt es doch kaum eine bessere Gelegenheit zum Knüpfen neuer Freundschaften.


Anfängerfreundlich zeigen sich auch die „Boys on Blues“, die die Gäste musikalisch durch den Abend geleiten. Stets verbreiten sie gute Stimmung und setzen mit ihren Songs einen Schwerpunkt auf Boogie und Walzer – leicht zu tanzen für jedermann! Gelobt sei an dieser Stelle auch ausdrücklich das hauseigene Bedienungspersonal. Die Wurstigkeit und schlechte Laune, die man bisweilen in den Vorjahren im Casino erleben konnte, fehlt hier völlig. Zuvorkommend und freundlich reihen sich die Angestellten nahtlos in das gelungene Gesamtkonzept ein. „In so einer netten Gesellschaft zu arbeiten, macht ja auch mir Spaß“, erklärt einer der Kellner später.


Während sich die ältere Generation im oberen Stockwerk an klassischen Tänzen erfreut, zieht es die Jugend im Lauf des Abends mehr und mehr in den Keller, wo bei heißen Disco-Rhythmen so richtig abgetanzt wird. Großer Beliebtheit erfreut sich auch die Sektbar am Stiegenaufgang, die mit allerlei speziellen Schmankerln aufwartet.


Um Mitternacht trifft man sich schließlich wieder im großen Saal. Auch heuer verblüffen Verena Horsky und ihr Team wieder mit Akrobatik, Tanz und Jonglierkünsten, eingebettet in eine buchstäblich traumhafte Rahmengeschichte. Danach ergreift wieder Martin Kainz das Wort, der gemeinsam mit seinem Oberbaumgartner Co-Conférencier kurzweilig und professionell wie immer durch den Abend führt. Bei der Tombola gibt es heuer nicht nur Brezel zu gewinnen – so mancher darf sogar einen brauchbaren Preis mit nach Hause nehmen: ein signierter Rapid-Ball, ein DVD-Player und ein Ring erfreuen die Herzen der Ausgelosten.


Die Ministranten waren indes den ganzen Abend damit beschäftigt, bunte Bändchen unters Volk zu bringen, die für die Kür der Ballkönigin von den Gästen beliebig verschenkt werden durften. Ob bei den 99 Armbändern der Gewinnerin alles mit rechten Dingen zugegangen ist oder die stolze Mutter ein bisschen nachgeholfen hat, sei dahingestellt. Der bezaubernden Debütantin Julia Brand sei die Krönung zur „Königin der Nacht“ jedenfalls von Herzen gegönnt.


Den offiziellen Abschluss des reichhaltigen Programms bildet traditionell die Quadrille, bei der der Band-Leader die Baumgartner und Oberbaumgartner noch einmal so richtig fordert. Doch trotz dreimaliger Geschwindigkeitserhöhung lässt sich die mittlerweile schon sehr heitere Ballgesellschaft nicht aus dem Takt bringen. „Ich kann nur sagen: Beneidet’s uns! Hier ist es wirklich sehr lustig!“, bringt Pfarrer Clemens Abrahamowicz das auf den Punkt, was alle fühlen. Das Rendezvous zweier Pfarren ist also gelungen und es bleibt zu hoffen, dass es der Beginn einer engeren Freundschaft war!