Puzzlesteine zum Himmelreich

Am 30. 1. 2011 feierten Groß und Klein in der Pfarre Baumgarten wieder die beliebte, kindgerechte Familienmesse. In eisiger Frische tummelten sich langsam die verschlafenen Messbesucher aller Altersgruppen in der Kirche. Während sich die kleine, aber sehr feine und stimmungsvolle Musikgruppe aufwärmte, ließen sich nach und nach Kinder auf die bereits vorbereiteten, gepolsterten Kinderbänke locken.

Das große Thema an diesem Sonntag lautet „Puzzlesteine zum Himmelreich“. Wie kommen wohl wir ganz normalen, unbedeutenden Menschen ins Himmelreich? Welche Puzzlesteine erbauen uns den Weg dorthin? Wer kommt überhaupt in den Himmel? Das sind die Fragen, die uns bei dieser Familienmesse beschäftigen.


Gott gibt uns gute Ratschläge, um auf unserer langen Reise des Lebens die Abzweigung zum Himmel nicht zu verpassen. Wir sollen demütig sein und uns nicht zu groß machen, heißt es in den beiden Lesungen. Keine allzu schwere Aufgabe, könnte man meinen. Bescheiden leben, keine allzu hohen Erwartungen stellen, das sollte doch zu schaffen sein! Wir versuchen es während der Predigt mit einem Selbsttest.


Kaplan Pawel Marniak hält drei große, weiße Kuverts in den Händen. Er sucht sich eine Mutter, ein Kind und einen Ministranten aus den Bänken und drückt den dreien diese verschlossenen Kuverts in die Hände. Was wohl drinnen ist? Welche Überraschung erwartet die drei Versuchskaninchen wohl beim Öffnen der Kuverts? Kaplan Marniak startet ein Wettöffnen der Umschläge, mit der Aufforderung, den Inhalt so schnell wie möglich laut vorzulesen. Wer zuerst vorliest, hat gewonnen!


Die Neugier ist riesengroß und die Briefe sind innerhalb weniger Sekunden geöffnet. Doch es bleibt still – und bald ist allen klar: das Briefpapier ist unbedruckt! Die stark ernüchterten Gesichter vertröstet unser schlagfertiger Herr Kaplan mit einem humorvollen „Mein Drucker hatte keine Patronen mehr“. Was haben nun die leeren Kuverts zu bedeuten?


Im Alltag geht es uns oft ähnlich, immer wieder bleiben unsere Erwartungen und Wünsche unerfüllt. Manchmal erhoffen wir uns ein tolles Geschenk, eine schöne Überraschung, die Erfüllung eines Wunsches, bekommen dann allerdings nur einen matten Abklatsch von dem, was wir eigentlich wollten, und sind enttäuscht. Auch von Jesus waren damals viele Menschen enttäuscht. Den Messias, den Erlöser hätten sich viele als König oder als einen Soldaten vorgestellt, der für die Menschen kämpft.


Das arme Jesuskind und der bescheidene Jesus waren nun Bilder, die viele Menschen verunsicherten. Jesus verblüffte die Massen auch, indem er verkündete, dass nicht die Reichen in den Himmel kommen, sondern die Armen, die Benachteiligten, die Traurigen, die Naiven, die Barmherzigen und die Friedfertigen.


Eine zweite Aufgabe hat unser lieber Kaplan noch für uns vorbereitet. Er startet eine Quizrunde mit der Frage: „Wem gehört das Himmelreich?“ Was muss man tun, um eine Eintrittskarte dafür zu bekommen? Für jede richtige Antwort verteilt Kaplan Marniak nun ein großes Puzzlestück. Wenn man sich streitet, dann muss man sich versöhnen. Wenn Mama allein zu Hause ist, dann soll man ihr helfen. Man soll Liebe schenken. Wenn sich jemand streitet oder Krieg herrscht, soll man Frieden stiften. Kinder und Erwachsene beginnen mit ihren vorbildlichen Antworten also gemeinsam den Weg in den Himmel zu puzzeln.


Trösten, barmherzig und gerecht sein, Dinge miteinander teilen, sich selbst verschenken und noch vieles mehr. Ein leerer, unbeschrifteter Puzzlestein bleibt allerdings noch übrig – er ist das Symbol dafür, dass auch wir unsere eigenen Ideen und Bauelemente für den puzzlereichen Weg in den Himmel beitragen dürfen, und zwar täglich, ohne Altersbeschränkung. Wir dürfen, wann auch immer uns danach ist, einen neuen Puzzleteil dranhängen. Alle sind nun dazu eingeladen, darüber nachzudenken, was sie tun könnten, damit der Weg von der Erde bis zum Himmel gelegt wird!


Mit dieser Aufgabe wollen wir uns nun weiter auf unsere Reise begeben. Dankenswerterweise haben einige fleißige Hände dafür gesorgt, dass alle freiwilligen Puzzle-Leger vor ihrem großen Bauvorhaben noch reichlich gestärkt werden. Zum Abschluss der Familienmesse ziehen alle beinahe durchgefrorenen und hungrigen Messbesucher gemeinsam in die warme Krypta, um den Vormittag mit vielen, duftenden Leckereien und lustigen Gesprächen ausklingen zu lassen.