Heilige Schlauchboote mit viel Luft

Am 20. 2. 2011 waren vor allem alle jungen Gemeindemitglieder der Pfarre Baumgarten, die sich seit geraumer Zeit auf ihre erste heilige Kommunion vorbereiten, herzlich zu einer hauptsächlich ihnen gewidmeten Erstkommunions-Vorbereitungsmesse eingeladen. Teilweise um der Predigt zu lauschen, teilweise aber auch um aktiv mitzuwirken, ganz schön verwirrende Fragen zu beantworten und bei der erfrischenden musikalischen Gestaltung beteiligt zu sein.

Der frühe Vogel fängt bekanntlich den Wurm – unsere frühen Baumgartner Singvögel „wurmt“ es eher, sich bereits am frühen Morgen warmzuzwitschern, um die eintrudelnden Messbesucher gleich einmal mit schönen Klängen zu empfangen. Speziell in Empfang genommen werden natürlich die allerjüngsten Besucher der Messe, welche schon am Eingang mit ihren blumigen Namensschildern versehen und kurz nach Beginn der Messe bereits zum leicht verständlichen und sehr musikalischen KiWoGo in die Marienkapelle begleitet werden.


In der Kirche werden inzwischen ganz schön herausfordernde Sätze hervorgeholt. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“, heißt es in der ersten Lesung. „Wer euch auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin!“, wird uns im Evangelium nahegelegt. Ebenso sollen wir jemandem, der unser Hemd will, auch unseren Mantel geben und auch noch unsere Feinde lieben. Wird da nicht zu viel von uns gefordert?


Unser Diakon Christoph Buda wendet sich an die Erstkommunionskinder, welche in den vordersten Bankreihen Platz genommen haben, und will wissen: Wenn dich jemand schlägt, willst du, dass er weitermacht? Wenn jemand etwas Böses tut, soll man sich das gefallen lassen? Was könnte Jesus mit seinen Worten gemeint haben?


Außerdem heißt es in der ersten Lesung: „Seid heilig, denn ich der Herr, euer Gott, bin heilig!“ Was bedeutet es, heilig zu sein? Hier wendet sich Diakon Buda nochmals an die lauschende Gemeinde und will von drei verschiedenen Kindern wissen: Bist du heilig? Die Kinder bejahen die Frage, mit unterschiedlich kräftiger Überzeugung. Auch die erwachsenen Messbesucher werden gefragt: Seid ihr heilig? Eine bunte Mischung an Nicken und Kopfschütteln macht sich breit. Wir sind etwas unsicher, sind wir denn heilig? Was ist eigentlich "heilig"?


Heilig heißt nicht, dass wir etwas Besseres oder Schöneres sind. Sondern es bedeutet, dass Gott uns zu seinen geliebten Kindern macht – zu seinen gesunden, „heil“en Kindern, deren Leben gelingen soll. Gott möchte also, dass wir dafür sorgen können, dass unser Leben gelingt, deshalb macht er uns heilig!


Soll man sich also alles gefallen lassen? Nein. Christ sein bedeutet, dass wir mit schwierigen Situationen versuchen müssen, anders umzugehen als viele andere Menschen. Wieder werden die Kinder mit einem lebensnahen Beispiel zum Überlegen motiviert: Wenn dir jemand in der Schule ein Buch über den Schädel haut, was tust du da? Wozu hättest du Lust? Viele würden wohl ebenfalls zu einem Buch greifen, aber die Kinder haben sofort durchschaut, was dann passieren würde: man streitet sich!


Jesus zeigt uns, dass es auch einen anderen Weg gibt, als sich zu streiten. Wenn uns jemand weh tut, dann könnte man ihn doch fragen, warum er das getan hat. Wenn uns jemand etwas wegnimmt, dann könnte man ihn ja fragen, ob er vielleicht etwas braucht, ob es ihm an etwas fehlt. Unsere Aufgabe ist, anderen Menschen – und vor allem denen, die wir oft als unsere Feinde betrachten – zu zeigen, wie man aus seinem Leben etwas macht und wie etwas gelingen kann. Jesus möchte uns also so leben sehen, dass andere durch uns mitbekommen, dass es auch einen anderen, schöneren Weg gibt, als sich zu streiten.


Für die Fürbitten und die Gabenbereitung werden erneut die engagierten Erstkommunionskinder eingespannt. Währenddessen strömen auch schon die KiWoGo-Kinder aus der Marienkapelle und bald stellen sich alle jungen Messbesucher gemeinsam zum traditionellen, kreisförmigen Vaterunser um den Altar herum auf und fassen sich an den Händen.


Zur Erheiterung der Gemüter überraschen die Singvögel gegen Ende der Messe mit einem Lied, welches in sehr kindgerechter Sprache erklärt, wie leer und trüb unsere Welt eigentlich ohne Jesus für uns wäre. So wie Pommes ohne Ketchup, so wie ein Schlauchboot ohne Luft, so wie Schule ohne Ferien, … und noch viele weitere treffende und kümmerliche Vergleiche zauberten vielen Messbesuchern ein Schmunzeln ins Gesicht – die modern formulierte Message wurde verstanden. Jesus kommt bei der Erstkommunion kräftigend in viele Kinderherzen hinein – und das ist auch gut so, denn keiner möchte es riskieren, als schlabberiges, luftleeres Schlauchboot durchs Leben zu schlurfen.


Um die Gemüter noch viel mehr zu erfreuen, lädt Kaplan Pawel Marniak nach der Messe alle leeren Mägen und durchgefrorenen Fingerspitzen zu einer ausgiebigen Agape ein, bei der schließlich bei Kaffee und verschiedenen Sorten von Kuchen in einer wärmenden Atmosphäre bei heiteren Tischgesprächen Kraft für den angehenden Tag getankt werden kann.