Familienmesse: Beten mit Ausdauer

Für einen kunterbunten, altersübergreifenden Besucherandrang in der Pfarre Baumgarten sorgte am dritten Oktoberwochenende, am Sonntag den 17.10.2010, wieder einmal die beliebte Familienmesse, bei der Jung und Alt dazu eingeladen wurden, gemeinsam miteinander im großen Kirchenraum den Gottesdienst zu feiern. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Messbesucher völlig unterschiedlichen Alters sich möglichst gleichermaßen angesprochen fühlen sollten.

Um den Eltern ein entspanntes Zuhören zu ermöglichen, werden gleich am Anfang der Familienmesse die jüngsten Besucher bereits beim Betreten der Kirche mit kleinen Geschenken abgefangen. Die KiWoGo-Leiter lotsen die vielen Kinder mit von unserem Kaplan Pawel Marniak selbst gebastelten Papier-Stoppuhren auf die vorne beim Altar stehenden Kinderbänke und Sitzpölster. Der gute Ausblick, ohne Erwachsenenköpfe mitten im Geschehen, ist den Kindern somit garantiert und auch das Tanzen während der Messlieder gelingt bei mehr Freiraum natürlich weitaus besser.


Im Evangelium hören wir die Geschichte einer Witwe, die sich mit ihren beiden Kindern einst hoffnungsvoll vor einen äußerst strengen Richter stellte, um ihr Recht gegen einen Feind zu erbitten. Nachdem sie unzählige Male abgewiesen worden war, erklärte sich der Richter letztendlich doch noch bereit, der Witwe zu ihrem Recht zu verhelfen. Unterstrichen von der Theater-Inszenierung einer verkleideten Kleingruppe vor dem Altar, sorgt dieses Evangelium bereits für viele aufmerksame Blicke.


Während der Predigt versucht uns unser Kaplan nun zu erklären, was es mit den Stoppuhren auf sich hat. Woran denken wir, wenn wir eine Stoppuhr sehen? An die Zeit, die wir vor dem Aufstehen noch im Bett vertrödeln können? Oder vielleicht eher an Meisterschaften? Eine Stoppuhr verwenden wir oft, wenn wir in einem bestimmten Bereich besser, schneller, konsequenter werden wollen. Wenn wir mehr erreichen möchten. Und wenn wir uns ein bestimmtes Ziel erwünschen und erhoffen.


Genauso ausdauernd, wie die Witwe mit ihrem Wunsch an den Richter herangetreten ist, müssen wir mit unseren Wünschen und Bitten an den lieben Gott herantreten. Genauso häufig, wie wir trainieren, um eine Meisterschaft zu gewinnen, müssen wir unsere Beziehung zu Gott pflegen. Beten ist fast wie Leistungssport, erklärt uns Kaplan Pawel Marniak, man muss in Übung bleiben und wird seine Ziele nur schwer erreichen können, wenn man nur ein Mal im Jahr trainiert.


Also trainieren wir heute bei der Familienmesse einfach wieder einmal alle zusammen. Die Kinder bringen während einer kleinen Prozession durch den Mittelgang die Gaben nach vorne zum Altar. Ein kleiner Chor fordert mit bekannten Klängen alle Messbesucher dazu auf „mitzuturnen“, denn wie heißt es doch so schön: „Wer singt, betet doppelt“. Und die Mutigsten unter uns turnen in den vordersten Bänken sogar wortwörtlich mit, indem sie die Lieder – unsere gesungenen Gebete – auch noch mit einer Choreografie ausschmücken.


Am Ende der Messe stellen zwei Frauen noch eine besondere Marienstatue vor, die uns beim Beten mit Ausdauer oft unterstützen und uns auf die Sprünge helfen kann. Die Wandermuttergottes ist wieder einmal auf Reisen und besucht jeden, der möchte, für 14 Tage in seinem Zuhause. Ausführlich wird den Kindern erklärt, wie man mit der Wandermuttergottes zusammen beten kann. Dass die Messe dadurch ein klein wenig überzogen wird, macht Sportlern wie uns nichts aus – schließlich wollen wir uns ja alle in Ausdauer üben, bemerkt unser Kaplan schmunzelnd.


Nach so einer intensiven Trainingsstunde haben sich alle eine kleine Stärkung redlich verdient. Deshalb ziehen die Messbesucher in kleinen Herden, immer der Nase nach, diesmal lediglich einen Stock tiefer in die Krypta der Kirche und landen direkt bei der bereits von fleißigen Händen vorbereiteten Agape mit diversen Broten, Kuchen und Getränken. Somit findet dieser Sonntagvormittag in familiärer Runde und nettem Beisammensitzen seinen entspannten Ausklang.