Das war Weihnachten 2011- Krippenfeier: Gott macht sich ganz klein

Kein Schnee, kein Glatteis, herbstliche Temperaturen … heuer fiel es dem ein oder anderen doch etwas schwer, sich in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Die Kinder-Krippenfeier am 24. 12. um 16 Uhr in der Pfarre Baumgarten war aber wieder einmal ein gelungener Startschuss ins Weihnachtsgeschehen. Nicht nur zahlreiche Kinder, sondern auch immer mehr Erwachsene lassen sich inzwischen von diesem weihnachtlichen Schauspiel verzaubern und in die rund 2000 Jahre alte Weihnachtsgeschichte mitreißen.

Zwölf riesige Tannen voller Lichterketten und Strohsterne schmücken den vorderen Bereich der Kirche aus, welcher bereits lange vor der Krippenfeier von fleißigen Helfern zu einer Bühne umgestaltet worden ist. Statt dem Altar sind mehrere mit Teppichen überzogene Bänke zu bewundern, auf denen sich zahlreiche Kinder mit Schafsohren tummeln! Hier handelt es sich nicht um einen genetischen Defekt – sondern um etliche verkleidete Freiwillige, die schon lange fleißig Texte einstudieren und Abläufe üben, um an Weihnachten Teil unseres Krippenspiels zu werden.


Schafe, Hirten, Maria und Josef, eine große Engelsschar und noch viele weitere Akteure haben sich schon sehr zeitig für die Generalprobe in der Kirche eingefunden. So auch einige Erwachsene. Wenn man eine halbe Stunde früher erscheint, dann hat man noch Chancen auf Plätze in den vorderen Reihen, der Rest ergießt sich einfach über die Bänke und leeren Plätze auf den Teppichböden.


Als Erzähler führt uns Pfarrer Clemens Abrahamowicz durch die Weihnachtsgeschichte und berichtet von dem jungen Mädchen namens Maria, welches auserwählt wurde, um von Gottes Engel Gabriel eine unglaubliche Botschaft zu erhalten. Während Maria noch kaum ihren Ohren traut und der Engel Gabriel wieder zu den anderen Engeln zurückflattert, bleibt Gottes Wort in Marias Bauch. Und dieses Wort wird bald zu Fleisch.


In ihrer Aufregung eilt Maria zu ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth, um ihr von dem außergewöhnlichen Geschehnis mit dem Engel Gabriel zu berichten. Von Aufregung ist bei unserer pfarreigenen Maria allerdings nichts zu spüren. Das Rampenlicht scheint unsere jungen Schauspieler nicht zu beunruhigen. Auch Josef leidet sehr überzeugend an dem vielen Gerede und Gespött der Leute. Er war nicht der Vater des Jesusbabys, wie soll er Maria denn nur dabei unterstützen, ein Kind, das nicht von ihm ist, auszutragen?


Josef plagen sichtlich große Zweifel. Maria soll vom heiligen Geist ein Kind empfangen haben? Gottes Sohn? Ist das denn überhaupt möglich? Sollte er nicht lieber davonlaufen? Während eines unruhigen Schlafes kommt der Engel Gabriel auch zu Josef geflogen und versucht, ihn im Traum zu beruhigen und ihm die Angst zu nehmen. Als Josef aufwacht, beschließt er, Gott und seinem Gesandten einfach zu vertrauen, auch wenn ihn viele Leute weiterhin ausspotten würden. Fällt es uns nicht auch oft schwer, auf Gott zu vertrauen, wenn wir uns in einer misslichen Lage befinden?


Als ob die Situation nicht schon schwer genug wäre, beschließt Kaiser Augustus auch noch, dass sich alle Menschen in Steuerlisten eintragen müssen, und zwar an ihrem Geburtsort. So wird der Altarraum der Pfarre Baumgarten zum Pilgerort für unsere kleine, heilige Familie. Josef bemüht sich sehr, eine Gaststätte für seine hochschwangere Frau zu finden, aber alle Gasthäuser und Hotels, die auf dem Weg liegen, müssen aufgrund von Überfüllung jegliche weitere Gäste ablehnen. Pfarrer Abrahamowicz trifft es auf den Punkt: Passiert es uns nicht auch manchmal, dass wir Hilfe suchende Mitmenschen ablehnen müssen, auch wenn wir vielleicht gerne geholfen hätten?


Glücklicherweise finden Maria uns Josef vollkommen erschöpft in einem stinkenden, kleinen Stall Unterschlupf, wo Maria zwischen Ochs und Esel ihr Baby zur Welt bringen kann.


Nicht weit weg vom Stall sitzen viele Hirten mit ihren Schafen am nächtlichen Lagerfeuer. Die fröhlich hopsenden Schafe deuten darauf hin, dass die Hirten gut auf sie aufpassen, wie es sich für gute Hirten nun mal gehört. Und auch wenn Hirten zum Abschaum der Gesellschaft gehören, nicht in Synagogen hineindürfen und von allen ausgelacht werden, möchte Gott gerade ihnen die frohe Botschaft der Geburt Christi als erstes verkünden!


Schon wieder ein Job für unseren Engel Gabriel, doch diesmal bringt er seine ganzen Engelsscharen mit und verkündet diese einzigartige Botschaft in vollstem Glanze und von viel Licht umstrahlt, sodass den Hirten ganz schwindlig wird. Gemeinsam mit ihren Schafen vertrauen nun auch die Hirten auf Gottes Botschaft und machen sich auf den Weg nach Bethlehem zur Krippe und dem darin liegenden Jesus-Baby.


Auch die Tiere in unserem Kirchenstall sind ganz aufgewühlt vor Freude und versammeln sich alle möglichst nahe um unser süßes, warm verpacktes, zappelndes Jesusbaby herum. Lautstark beginnt alles in der Kirche zu blöken und zu „muhen“. Ob Eltern, Kinder oder Jugendliche, Pfarrer Abrahamowicz motiviert allesamt mitzumachen! „Ochs und Esel kennen ihren Herrn – du aber Israel, warum erkennst du ihn nicht?“, heißt es schon im Alten Testament. Um Jesus nicht zu verpassen, um ihn nicht zu übersehen, sollen auch wir, in unserem Stall namens Baumgarten, Jesus in aller Einfachheit erwarten.


In zwei Wochen werden auch die drei Weisen aus dem Morgenland Bethlehem erreicht haben. Auf drei menschlichen Kamelen reiten unser Caspar, Melchior und Balthasar auf Betlehem zu und scheuen weder den weiten Weg noch die vielen Hindernisse, die heute den Mittelgang unserer Kirche versperren. Denn sie folgen dem Stern, der ihnen prophezeit hat, dass ein König, ganz anders als alle anderen Könige, in dieser besonderen Nacht die Welt erblicken wird.


Und dieser König wird sich von uns nichts anderes wünschen als unsere Liebe und dass wir einander helfen. Manchmal fällt uns das schwer und wir verlieren unseren Glauben, aber wenn wir Gott so klein und zaghaft wie dieses Baby in der Krippe betrachten, dann verändert er unser Herz und macht wieder alles möglich. „Das Maß der Liebe Gottes ist die Liebe ohne Maß“, gibt uns unser Pfarrer auf den Weg nach Hause mit. Und diese Liebe, die wir füreinander aufbringen, soll uns nicht nur zur Bescherung, sondern das ganze Jahr hindurch begleiten.