Alles schläft, so mancher wacht ...

Den Wecker auf ganz früh stellen und sich bloß nicht von der warmen Decke zurückerobern lassen! So lautete die Devise während der Adventzeit an allen Mittwochen und Freitagen. Denn da war Frühaufstehen und Rorate-Feiern in der Pfarre Baumgarten angesagt. Fleißige Frühaufsteher trudelten bereits um 6 Uhr morgens in der tiefgekühlten Kirche ein, um bei romantischer Stimmung bei Kerzenschein gemeinsam eine Kurzmesse zu feiern.

Bei der ersten Rorate stellt uns Kaplan Pawel Marniak eine Konstruktion vor, die uns beim abzählen der Wartezeit auf das Christuskind behilflich sein soll. Neben dem Altar steht ein Stufengestell, ganz oben darauf das kleine Christuskind. Bei jeder Rorate-Messe wird diese Christusfigur nun ein Stückchen weiter zur Erde geholt, sodass sie bis Weihnachten unten bei der Marienfigur liegen soll.


Natürlich dauert es auf diese Art und Weise eine ganze Weile, bis Christus die Erde erreicht, viele werden ungeduldig, manche fragen sich womöglich, ob er es vielleicht gar nicht mehr bis ganz nach unten, bis zu uns, schafft.


Dennoch sitzen die Rorate-Besucher Woche für Woche, mittwochs und freitags, gemeinsam in der Kirche und beten, wachen, warten aufmerksam auf die Ankunft Christi. Lohnt es sich denn, auf etwas Erwünschtes so lange zu warten? Wir warten im Alltag immer wieder auf etwas … auf die Ferien, auf gute Noten, auf eine lang ersehnte Reise. Wenn wir lange genug auf etwas warten, innig darum bitten und geduldig sind, dann kommt eines Tages das, was wir erwarten.


Und wir müssen nur noch die Augen offen halten und aufpassen, dass wir das Erwartete nicht übersehen. Durch das lange Warten kommen nämlich bei vielen Menschen Zweifel auf. Warte ich auf das Richtige? Soll ich auf etwas anderes warten? Ist es das, worauf ich gewartet habe? Auch Jesus wurde nicht sofort und von allen erkannt. Selbst Johannes der Täufer fragte ihn: „Bist du der, der kommen soll?“


Wenn Jesus uns aber zu Weihnachten geschenkt wird, dann wollen wir ihn nicht hinterfragen, sondern werden ihn als unser erhörtes Gebet freudig annehmen. So erklärt Kaplan Marniak den Kindern in der Messe, dass man schließlich auch seine Geschenke zu Weihnachten nicht hinterfragt, über den Preis grübelt und sich Sorgen macht, ob man es verdient hat. Man freut sich darüber, dass der Weihnachtswunsch erfüllt wurde, und nimmt das Geschenk dankend an.


Die um die Uhrzeit noch müden Rorate-Besucher geben sich jedenfalls geduldig der langen Wartezeit hin und versuchen trotz der frühen Morgenstunden und der Kälte, aufmerksam zu wachen und ihre Gebete an Gott bei lauschigem Kerzenschein zu sprechen und zu singen.


Als Stärkung für den langen, bevorstehenden Tag, erwartet alle großen und kleinen Messbesucher in der warmen Krypta nach jeder Rorate-Messe ein großes Frühstücksbuffet mit frischen Semmeln, wärmenden Getränken, etlichen Süßigkeiten und vielen netten Tischgesprächen.


Gestärkt, erwärmt und inzwischen schon putzmunter, kann man sich nun der von Gott an jeden von uns gestellten Aufgabe zuwenden. Wir dürfen die frohe Botschaft – „Jesus kommt!!“ – an alle, die vielleicht noch schlafen oder von der guten Nachricht noch nichts gehört haben, weiterleiten, damit keiner Jesus' Ankunft - dieses großartige Geschenk an uns Menschen - verschläft!