Wenn die Pfarrfamilie verreist ...

Einen neuen Teilnehmerrekord schaffte die Pfarre Baumgarten am Samstag, den 29. 9. 2012 bei der heurigen Wallfahrt nach Mariazell. 129 Personen nahmen diesmal an unserem jährlichen „Pfarr-Familienausflug“ teil und machten sich mit 3 Autobussen auf den Weg in einen Tag voller gemeinsamer Aktivitäten, viel Sonnenschein und Natur sowie einiger Hürden, die wir bravourös meisterten.

Mit ausgeronnenem Wasser und jeder Menge Dampf aus der offenen Deckhaube, war eine Weiterfahrt des Kinder- und Familienbusses nicht mehr denkbar. Was manche eine Panne nennen, versuchen wir Baumgartner erst einmal als göttliche Prüfung zu betrachten. Mal sehen, ob Nächstenliebe auch in der Praxis funktioniert! Und tatsächlich, mit dem Auftrag „Jeder schnappt sich ein Kind und nimmt es auf den Schoß!“ teilen sich die Kids und ihre Eltern in kürzester Zeit auf die funktionierenden beiden Busse auf und werden in die Busreihen aufgenommen. Eng aneinandergekuschelt geht die Reise also fröhlich singend und bei bester Laune weiter.


Den ersten Halt machen die Busse bei der "Wuchtlwirtin". Dort erklärt Kaplan Pawel Marniak, dass wir als große Pfarrfamilie reisen und als Zeichen für unser gemeinsames Zuhause auf einer großen Korkpinnwand die Umrisse unserer Kirche mitgenommen haben. Für den Gottesdienst, den wir nach einem kleinen Fußmarsch durch eine wunderschön idyllische Gegend in der Bruder-Klaus-Kapelle abhalten wollen, benötigt unser Herr Kaplan außerdem von allen Kindern zehn kleine und einen großen Stein sowie von allen Erwachsenen ein selbst gepflücktes Blatt. Die Steinchen werden am Boden der Kapelle zu kleinen Rosenkränzen gelegt, während die zahlreichen Blätter der Erwachsenen, für die Lebendigkeit unserer Pfarrfamilie stehend, rund um die Kirche an die Pinnwand geheftet werden.


Kaplan Marniak erklärt uns, dass alle wissen wer die Mama von Jesus war. Viele Kinder wissen sogar, wer die Eltern von Maria waren! Doch wie geht es nach Jesus weiter? Sind wir die Kinder von Jesus? Sind wir alle Brüder und Schwestern? Treffend formuliert es eines der Kinder: „Zum Glück müssen wir nicht alle ein Zimmer teilen …“, allerdings kommen wir immer wieder zusammen, um das Brot miteinander zu teilen, so wie es in einer Familie nun mal üblich ist.


Nach dem gemeinsamen Gottesdienst teilt sich die riesige Gruppe. Die Senioren fahren mit dem Bus direkt nach Mariazell und dürfen die Atmosphäre sowie die Köstlichkeiten, die diese malerische Kleinstadt zu bieten hat, wohl am längsten von allen genießen. Die Erwachsenen begeben sich währenddessen auf eine anstrengende Wanderung am Hubertussee entlang bis hin zum Habertheuer Sattel, der die fleißigen Wanderer mit seinen 1011 m alle Jahre wieder ordentlich ins Schwitzen bringt. Die letzte Etappe zieht sich über die Holzknecht-Hütte, die im Sommer leider immer geschlossen ist, den Sebastianiweg entlang bis zur Basilika nach Mariazell.


Die Kinder und Jugendlichen hingegen werden wieder vom Bus aufgeklaubt und dürfen Zeugen einer weiteren Panne werden. Die vielen Steigungen und kurvenreichen Straßen dürften nicht nur für Wiener Mägen, sondern auch für Wiener Busfahrer eine Herausforderung sein, denn irgendwann riechen alle, dass sich auch Bremsscheiben gegen eine Überstrapazierung wehren können … Bald sind jedoch alle Pannen vergessen, denn auch die klemmende Bustüre hindert die Kinder nicht daran, auf die Wiese zu stürmen und sich bei einem aufregenden Geländespiel mit ihren Jungschar-Leitern auszutoben, während sich die Eltern entspannt am Wiesenrand unterhalten und den Sonnenschein genießen.


Die Jugendlichen werden währenddessen mit einem Adrenalinschub versorgt. Nachdem alle mit der Seilbahn die Gemeindealpe erklimmen und sich oben mit einem kleinen Picknick und Kaplan Marniaks köstlichen Keksen stärken, kommt es zu einer rasanten Abfahrt mit Rollern und Mountaincarts, bei der man sich ein wenig wie ein Rennautofahrer fühlen darf. Der geplante Wanderweg nach Mariazell wird aber nun für alle etwas knapp. Aus verschiedenen Richtungen sprinten Kinder, Jugendliche und Erwachsene Richtung Basilika, um pünktlich um 16 Uhr zur Messe zu erscheinen.


Vom Vorjahr wissen noch einige, dass die konservativeren Bräuche in der Basilika nicht ganz mit unseren Baumgartner Messen zu vergleichen sind. Ob die schwungvollen Gitarrenlieder samt Djembe gut ankommen? Die Iso-Matten, die wir auf den Fußboden legen, sorgen jedenfalls für einige verwunderte Blicke, welche sich aber schnurstracks in verzückte Blicke verwandeln, als die große Kinder- und Jugendlichenschar in die Kirche einzieht und die ersten Reihen mit ihrem Strahlen belebt. Das ermutigt die kleine Musikgruppe dazu, die Kinder auch zum Tanzen zu bewegen – was wäre schließlich eine Wallfahrt ohne das inzwischen allseits beliebte polnische „Heilig-Lied“, bei dem sogar Pfarrer Clemens Abrahamowicz sich nicht vom Mittanzen abhalten lässt und unser junger Solist Pauli mit seinen 10 Jahren noch mehr begeisterte Blicke erntet.


Bei einem köstlichen Abendessen in kuschelig-heimeliger Atmosphäre des Gasthauses Himmelreich können alle noch einmal inmitten von Hirschgeweihen und liebevoller Herbstdekoration den gemeinsamen Tag Revue passieren lassen und einen gemütlichen Ausklang genießen. Erst bei der Heimreise kommt nun langsam die Müdigkeit vieler zum Vorschein. Jedoch nicht bei Kaplan Pawel Marniak! Dieser wird vom Busfahrer dazu beauftragt, die Aufgabe des (kaputten) Gebläses zu übernehmen und regelmäßig dafür zu Sorgen, dass der Busfahrer freie Sicht auf die Straße hat. In einer Pfarrfamilie ist es nicht anders als in vielen anderen Familien, wo die Kinder vertrauensvoll schlafen, während jemand dafür sorgt, dass sie gut wieder nach Hause kommen.


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