Ostern 2014: Antenne zu Gott - Karfreitag: Fest des Lebens 

Still ist es in der Kirche, als am Karfreitag die Priester mit den Seminaristen und Ministranten einziehen. Sie gehen direkt vor die Stufen zum Altar, dort legen sich die Priester nieder und bleiben minutenlang liegen. Der Altar ist ungedeckt, der Tabernakel offen und leer. 

Mit Jesu Gebet im Garten Getsemani endete die Liturgie am Gründonnerstag. Am Karfreitag geht es nahtlos weiter. "In manus tuas, Pater (In deine Hände, Vater)", sehr schön führt der Kirchenchor mit diesem stimmungsvollen Lied in die Passion ein.


Nach Judas‘ Verrat wird Jesus gefangengenommen und abgeführt. Zeitig in der Früh am Karfreitag beginnt das Verhör vor Pilatus. Aber warum, was hat er, der den Menschen nur Gutes getan hat, der sie getröstet, geheilt, gesegnet hat, getan? Er war unbequem! 


Er wandte sich besonders an die Armen, Kranken, Sünder, an die, die von den anderen gemieden und ausgegrenzt wurden, er rief zur Gottes- und Nächstenliebe auf, er kam nicht als König, der mit Waffengewalt die Römer vertreibt, wie es sich das Volk wünschte. Er kam auf einem Esel, predigte die Liebe, die Gewaltlosigkeit. Er war und ist der König der Herzen, der Liebe. Aber die Hohepriester und die Führenden des Volkes verstanden das nicht. Also wurde er gegeißelt, mit Dornen gekrönt, gemartert und schlussendlich gekreuzigt. 


Aber warum ließ er, der Gottessohn, der alle Möglichkeiten gehabt hätte, dem zu entgehen, sich das gefallen? Die schlichte, erschütternde – nein, frohmachende – Antwort: für uns! Unsere Sünden, unsere Schwächen, unsere Unzulänglichkeiten hat er auf sich genommen, mit aufs Kreuz genommen, damit wir Anteil am ewigen Leben haben können.


„Wir feiern das Fest des Lebens!“, betonte auch Kaplan Pawel Marniak in seiner Predigt und scheute nicht davor zurück, darauf hinzuweisen, wie wenig heute manchmal ein Menschenleben wert ist: Abtreibung, Euthanasie (mittlerweile auch schon von Kindern und Jugendlichen in einigen Ländern erlaubt), wie leicht wird das heute ermöglicht. Jesus aber wollte, dass wir leben, darum ließ er sich kreuzigen, aus Liebe zu uns!


Nach der Predigt folgen die „großen“ Fürbitten, zehnmal wird die Gemeinde aufgerufen, sich hinzuknien und sich wieder zu erheben, während die Priester die Bitten vortragen.


Danach wird es wieder still in der Kirche. Pfarrer und Kaplan gehen mit der Assistenz in den Vorraum der Kirche, wo sie das Kreuz mit dem verhängten Christus in Empfang nehmen. In drei Stationen wird Christus beim nach vorne Tragen enthüllt und der Gemeinde mit den Worten „Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen, das Heil der Welt!“ präsentiert. 


Dann sind alle eingeladen, zum Kreuz zu kommen und es zu verehren, jeder auf seine Weise, kniend, ganz vorsichtig das Kreuz berührend, küssend, mit einer Verbeugung … Viele haben Blumen mitgebracht, die sie in die vorbereiteten Eimer neben dem Kreuz stecken und die gleich für den wunderschönen Blumenschmuck in der Osternacht verwendet werden.


Nach dem Vaterunser und der Kommunion, die heute nur in Brotform gespendet wird, ziehen Priester und Ministranten zum Pietà-Altar. Wo am Gründonnerstag die Ölbergandacht gefeiert wurde, ist heute das hl. Grab gerichtet. Tief berührt knien sich Priester und Assistenz und viele in der Gemeinde zum innigen Gebet hin.


Noch lange ist an diesem Tag die Kirche offen zum Gebet, zum Nachdenken und Danken, dafür, was Christus für uns getan hat!