Jesus Christ Superstar?

Am 24. November feierten zahlreiche Mädchen und Buben in der Pfarrkirche gemeinsam die erste Kindermesse des Schuljahres, die erstmals in Kooperation mit der Jungschar vorbereitet worden war. Es war der letzte Sonntag im Kirchenjahr – der Christkönigssonntag.


Hoffentlich nur wenige Gemeindemitglieder mögen sich gefreut haben über die vermeintliche Stille in der Kirche am Beginn der Messe, die durch die Abwesenheit aller Kinder begründet war. Doch was war da los? In Kindergarten, Schule und Gruppenstunden war für den letzten Sonntag im November doch eine Kindermesse angekündigt worden. War die Werbung diesmal wirklich so schlecht gewesen?


Als Kaplan Pawel Marniak die Menschen am Beginn des Gottesdienstes begrüßte, tat er das über drei leere Reihen von Kinderbänken hinweg. „So wäre es, wenn es in unserer Kirche keine Kinder gäbe, keine fröhlichen Stimmen, vor allem keine fröhlichen Gesichter“, veranschaulichte er die triste Situation, „doch wir wissen, dass wir Gott sei Dank ganz viele haben!“ Schon kamen von allen Seiten scharenweise gut gelaunte junge Baumgartner dahergelaufen und füllten die kleinen Holzbänke bis auf den letzten Platz.


Einige von ihnen brachten in die Messe überdimensionale Zacken einer Krone mit und legten sie vor den Altar. Jede Gruppe der Jungschar, die diesmal die Messe gemeinsam mit dem Kinderliturgieteam gestaltete, hatte in der Woche davor einen solchen Zacken gestaltet. Darauf zu finden waren die Vorbilder der Mädchen und Buben – eine breite Palette, wie sich zeigte.


Film-, Musik- und Sportidole wie Katniss Everdeen und Sido fanden sich ebenso auf den Collagen wie Brüder, Mamas und Freunde. „Meine Oma, weil sie trotz fehlender Schulbildung die klügste Frau der Welt ist“, fanden sich auch rührende Beiträge darunter.


Viele Stars und Sternchen hängen auf Postern in den Kinderzimmern und verschwinden oft ebenso schnell wieder, wie sie aufgetaucht sind. Eine stattliche Krone hatten sie gemeinsam ergeben, die vielen Zacken mit den Idolen der Kinder, das wohl, doch hat diese Krone Bestand? Sind diese Schauspieler und Sänger, die Fußballer und Skandalnudeln wirklich für uns da, wenn wir sie brauchen?


Im Evangelium hörten die Kinder an diesem Christkönigssonntag von einem ganz besonderen Vorbild, ja einem König: Jesus. Doch ist auch er nur ein Star unter vielen? Jesus Christ Superstar? Nein, er blieb uns bis zuletzt treu, selbst am Kreuz. Dieser König unterjocht uns nicht, schwimmt nicht in Geld, feiert keine rauschenden Partys. Er ist immer und mit ganzer Seele für uns da, selbst in den dunkelsten und einsamsten Stunden.


Was können wir von diesem wahren König lernen, wie im nahe sein? Gemeinsam mit Kaplan Marniak drehten die Kinder eine Zacke nach der anderen um und fanden so gemeinsam die Antwort. Wieder wurde die große Krone zusammengebaut und plötzlich war klar, dass diese Zacken auch noch eine andere Funktion haben, die von Wegweisern, die genau in Richtung Himmel zeigen. Jeder von uns, egal wie klein, kann heilig sein, wie bei einem der vielen schwungvollen Lieder gesungen und getanzt wurde.


Die Fürbitten der Gemeinde wurden diesmal schon beim Betreten des Gotteshauses auf kleinen Zetteln gesammelt und nun in einem Korb nach vorne getragen und in die Mitte der Krone gestellt.


Am Ende dieser königlichen Kindermesse gab es auch noch zwei Gründe zum Feiern: Unsere St.-Anna-Kirche feierte genau an diesem Tag ihren 105. Geburtstag und freute sich sicher ganz besonders über die zahlreichen hellen Kinderstimmen, die in ihrem Inneren widerhallten. Und die langjährige Pfarrverantwortliche der Jungschar, Eva Grundschober, zu deren Verdiensten unter anderem der monatlich von der Jungschar gestaltete Kinderwortgottesdienst gehört, wurde herzlich bedankt und von dieser Funktion verabschiedet.


Auch das trübe Novemberwetter konnte der guten, ja fast schon königlich schönen Stimmung bei Jung und Alt keinen Abbruch tun, als bei köstlichen neuen Kuchenkreationen im Pfarrheim noch gemütlich weitergefeiert, geplaudert und schon ein bisschen über das nächste Königsevent Anfang Jänner gesprochen wurde