Gottes Tiergarten ist bunt

Am Pfingstmontag war schon Stunden vor dem großen Moment der Firmung eine allgemeine Aufregung zu spüren. 23 junge Menschen hatten sich schon fast ein ganzes Jahr darauf vorbereitet, den Heiligen Geist mit einem „Ich bin bereit“ zu empfangen. An diesem sonnigen Feiertag, war es nun endlich an der Zeit, dies in einem feierlichen Rahmen mit zahlreichen Mitfeiernden zu tun.

Firmlinge, Paten, sie denken wohl alle noch daran, ob sie nichts vergessen haben. Klar und deutlich vor dem Weihbischof seinen Namen aussprechen, am Ende das „Amen“ nicht vergessen! Wie ziehen wir in die Kirche ein? Wer setzt sich zuerst in welche Bankreihe, auf welchen Platz? Das Firmteam hat keine Mühe und Zeit gescheut, die Firmlinge bestens vorzubereiten und ihnen die Nervosität zu nehmen. In zahlreichen Firmstunden, Jugendmessen, am Firmwochenende, in gemeinsamen Gebetsstunden und Bibelnächten sowie an den Proben vor der Firmung selber, ist viel passiert, was die Firmlinge zusammengeschweißt und in ihrer Entscheidung bestärkt hat.


Vor dem Altar sind in einem Herzrahmen die Porträtbilder unserer Firmlinge angesteckt. Der GOoD-News-Chor bereitet sich schon eine Weile auf diese besondere Messe vor. Kunterbunt ist nicht nur der modische Anblick des Chores, sondern auch die Zusammensetzung: Blockflöten, Querflöten, Trompete, Gitarren, Schlagzeug, Piano und zahlreiche Stimmen lassen auch den Chorleiter Helfried Saminger wieder einmal staunen, welche vielseitigen Ressourcen wir in den eigenen Bankreihen immer wieder dankbar ausschöpfen dürfen!


Als Einleitung eine Szene aus dem Alltag. Ein ratloser Jugendlicher wird in einer verzweifelten Stunde von seinem Kumpel ermutigt: „Hast du denn vergessen, was uns in den Firmstunden beigebracht wurde?“ Viel besser noch als alle anderen Firmgeschenke und vor allem viel hilfreicher bei auftauchenden Problemen des Alltags sind doch die 7 Gaben des Heiligen Geistes: Rat, Frömmigkeit, Einsicht, Erkenntnis, Stärke, Gottesfurcht und Weisheit. Mit diesem „Erste-Hilfe-Set“ sind die Jugendlichen für alles gewappnet, und so stehen sie nach und nach in den Kirchenbänken auf und rufen in verschiedenen Sprachen ein klares und selbstsicheres „Ich bin bereit!“ in die Kirche.


Weihbischof Stefan Turnovszky erzählt nun ganz gerührt von den vielen Briefen, in denen sich ihm die Firmlinge in all ihren Hoffnungen und Sorgen sowie in ihrer Buntheit und Vielfältigkeit vorgestellt haben. Gottes Tiergarten ist bunt! Wir wurden alle anders geschaffen, keiner ist gleich, jeder hat andere Talente, ist sprachlich begabt oder in Naturwissenschaften, ist besonders sportlich, einfühlsam oder kreativ. Doch nicht nur in Begabungen, sondern auch bei Schwierigkeiten, in der Schule, bei Entscheidungen, bei der Berufsorientierung oder im Familienleben unterscheiden sich alle voneinander. In einem sind sich jedoch alle einig: Die Firmlinge sind bereit, alles Schlimme und Wunderbare, was Gott für sie bereithält, mit Hilfe des Heiligen Geistes in ihrem Leben zuzulassen.


Und auch hier gibt es Abstufungen. Nicht alle haben dieselben Gefühle zu Gott und zur Kirche. Manche zweifeln, andere müssen sich dafür rechtfertigen, dass sie glauben und jeden Sonntag zur Kirche gehen. Weihbischof Turnovszky ist bewusst, dass es nicht immer einfach und lustig ist, zu Jesus zu gehören. Selbst seinen Jüngern musste Jesus beibringen, dass es ihnen nicht immer gut gehen wird („Ihr werdet verfolgt werden!“) und dass sie manchmal um Hilfe und Unterstützung beten müssten. Das Wichtigste im Leben ist nicht das ultimative Gute, sondern die Entschlossenheit zum Guten!


Der Weihbischof möchte den Firmlingen an diesem besonderen Tag 2 Dinge mitgeben. 1.) Gott ist da! Und 2.) Gott ist Liebe. Doch wie können wir uns sicher sein, dass Gott da ist, wenn seine Existenz nicht einmal bewiesen ist? Könnte es denn nicht sein, dass alles durch Zufall entstanden ist? Die Erklärung sorgt im ersten Augenblick für ein paar Schmunzler: Gott verbirgt sich, weil er diskret ist! :) Warum muss Gott diskret sein? Ganz einfach: Wäre Gott ganz offensichtlich existent, dann hätten wir gar keine andere Wahl, als zu lieben. Solange Gott aber diskret bleibt und sich nicht aufdrängt, gibt er uns die Freiheit, uns für die Liebe zu entscheiden. Diese Freiheit ist das größte Geschenk von Gott! Im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch nicht an Instinkte gebunden, wir haben die Freiheit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, wir dürfen das Gute, die Liebe wählen. Das ganze Leben beschäftigt sich damit, lieben zu lernen!


Natürlich könnte auch alles ein Zufall sein und keine Schöpfung. Die Ziegelsteine unserer Kirche könnten zufällig angeordnet, die Verzierungen zufällig in dieser Form angebracht und die Sterne und Planeten zufällig entstanden sein, doch ist das wahrscheinlich? Das gläubige Herz sagt, dass diese Dinge nichts mit Zufall zu tun haben. Gott hat einen Menschen geschaffen, der lieben kann. Auch das ist kein Zufall. Er weiß nur, dass es nicht einfach ist, den Mut und die Liebe nicht zu verlieren, darum hat er Jesus geschickt, der seinen Jüngern noch vor seinem Tod beibringt, auch in größter Verzweiflung um Beistand zu beten, damit Mut und Liebe sich nicht in Hass und Verzweiflung verwandeln.


Gott will also, dass wir glauben können und wissen, dass wir geliebt, gewollt und gebraucht sind, wir sind kein Zufall! Die Firmung (von „firmus“ – „fest“) soll diesen Glauben festigen und auch in schwierigen Zeiten mit dem „Erste-Hilfe-Set“ des Heiligen Geistes den Mut zur Liebe wachsen lassen. Die Entschiedenheit, mit der die Firmlinge zu diesem Schritt herantreten, ist ein berührender Moment für alle Messbesucher. Während der GOoD-News-Chor den Akt der Firmspendung mit einem zarten Klangteppich unterlegt, ist das Wirken des Heiligen Geistes fast für alle spürbar. Einen weiteren Gänsehautfaktor liefert das vielsprachige Lied „Jesus Christ, you are my life“, bei dem schließlich der ganze, bunte Baumgartner Tiergarten zum Gesang mitgerissen werden kann.


Berührende Dankesworte gehen am Ende der Messe in alle Richtungen. Die vielen Dankesreden und die Vergabe zahlreicher kleiner Geschenke machen uns bewusst, wie viele Menschen für dieses berührende, gemeinsame Fest in ihrer Freizeit völlig freiwillig und unentgeltlich, teilweise ganz unbemerkt aus dem Hintergrund, die Fäden gezogen und so viel Mühe und Liebe investiert haben, um die Firmung zu einem ganz besonderen Erlebnis werden zu lassen. Völlig gelungen!


Während die Firmlinge durch die vielen Fotos bei strahlendem Sonnenschein noch gar nicht zur Ruhe kommen, können die ersten Erwachsenen sich bereits am um die Kirche aufgestellten Buffet laben. Erstaunlicherweise scheint der Heilige Geist auch die Kleinsten unter uns beflügelt zu haben. Oder ist es etwa ein Zufall, dass manche Kinder nach einer beinahe 2-stündigen Messe den Sängern die Noten zum Schlichten aus den Händen reißen, während man andere Kinder mit Wasserkrügen herumlaufen oder am Buffet fleißig mithelfen sieht? ;)



[T: glle / F: mala]