Auf dem Weg zur Auferstehung - Wie ich dir, so du den anderen

Am Gründonnerstag merkten die Besucher der Pfarre Baumgarten, dass die feierliche Stimmung vom Einzug nach Jerusalem am Palmsonntag verflogen war. Für die Jünger Jesu kam die Zeit des Abschieds, für die Baumgartner die Wiederholung des letzten Abendmahles und das gemeinsame Wachen am Ölberg.


Die Kreuze in der Kirche sind mit Tüchern bedeckt, der Altar ist schmucklos, der Tabernakel ist leer und steht weit offen, die Orgel verstummt nach dem Gloria und kehrt mitsamt dem Schlusssegen erst in der Osternacht wieder zurück. Alles Anzeichen des „Triduum pasquale“, der Höhepunkt des gesamten Kirchenjahres, der auch in der Pfarre Baumgarten deutlich zu vernehmen ist.


Das Hauptaugenmerk richten wir am Gründonnerstag aber auf das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Diakon Christoph Buda erzählt, wie es damals wohl ausgesehen hat. Mitten im Abendmahl-Saal war ein Tisch vorbereitet, die Jünger waren anwesend und Jesus mitten unter ihnen. Sonntag für Sonntag kommt Jesus auch in unsere Mitte und schenkt uns Anteil an ihm.


Doch worin liegt die Bedeutung des Mahles? Die Jünger erkannten im Abendmahlsaal den Weg, der sie zu einem Leben in Fülle geführt hat. Auch uns will Jesus von diesem Geheimnis nicht ausschließen. Wir sind eingeladen, an diesem Tisch Platz zu nehmen. Wir dürfen uns identifizieren mit denen, denen er als erstes dieses Geheimnis offenbart hat. So nahmen auch heute in alter Tradition 12 Baumgartner Apostel Platz an Jesu Tisch.


Während damals alle beisammen am Tisch saßen, machte Jesus etwas ganz Unerwartetes: Er stand auf, goss Wasser in eine Schüssel und begann seinen Jüngern die Füße zu waschen. So etwas kann man sich in der heutigen Zeit kaum vorstellen. Jesus steht auf und beginnt, den damals niedrigsten Dienst zu vollziehen!


Seine Jünger waren fassungslos: „Du willst mir die Füße waschen?“, fragte Petrus. Doch Jesus wollte uns ein Beispiel sein: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ So nimmt Pfarrer Clemens Abrahamowicz sich diesen Rat zu Herzen und wäscht den heutigen 12 Aposteln am Altar die Füße.


Wie oft fragen wir uns, wieso wir unseren Mitmenschen den einen oder anderen Dienst erweisen sollen? Weshalb sollte ich denn jemandem die Füße waschen? Jesus wünscht sich von uns, dass wir unser Leben so verändern, dass wir bereit sind, füreinander etwas zu tun. Nicht um selber besser dazustehen, sondern um für den anderen da zu sein.


Wenn dieses Geheimnis in uns Wurzeln geschlagen hat, sollten wir uns bemühen, es zum Wachsen zu bringen. Diakon Buda formulierte es äußerst treffend: „Ja Herr, ich will handeln wie du, weil ich weiß, dass du mich und jeden Menschen liebst!“ Und geliebt hat Jesus sogar Judas, der ihn verraten sollte, denn auch ihm hatte Jesus die Füße gewaschen.


Nach dem Mahl überkommt Jesus aber ein Moment der Angst, „Lass diesen Kelch an mir vorüberziehen“, betet er, „Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe!“ Somit findet sich Jesus endgültig mit seinem Schicksal, seiner Aufgabe auf Erden ab und ist bereit für die Gefangennahme.


Das erste Drittel des „Triduum pasquale“ ist vorüber. Im Anschluss an die Gründonnerstagsliturgie sind alle eingeladen, mit Jesus am Ölberg zu wachen, wachsam zu sein, so wie er es sich von uns gewünscht hat. In andächtiger Atmosphäre und im kirchlichen Hall werden bis spät in die Nacht am Pietà-Altar noch Taizé-Lieder gesungen. Zwölf Brote und Kerzen sind am Altar aufgestellt, nur elf Kerzen brannten. Denn wir wollen nicht vergessen, dass es auch in so friedvollen Momenten das Böse und die Versuchung auf der Welt gibt.