Auf dem Weg zur Auferstehung - Jesus geht in die Stadt hinein

Die Heilige Woche beginnt! Und mit ihr der feierliche Festzug von Jesus nach Jerusalem. Nach alter Tradition hat die Pfarre Baumgarten am Palmsonntag, dem 1. 4. 2012, „ihre“ beiden Esel eingespannt, um mit ihnen nach der Palmkätzchensegnung vor dem Gustav-Klimt-Seniorenwohnheim feierlich in die Kirche einzuziehen.

Der Anblick vor dem Seniorenheim ist an diesem Sonntagmorgen äußerst selten, denn überall tummeln sich zahlreiche Menschen: mit Gitarren ausgerüstete Sänger, mit Weihrauchfass ausgestattete Geistliche und jede Menge Kinder und Erwachsene inmitten von unzähligen Palmkätzchen. Noch dazu grasen auf der kleinen Grünfläche neben dem Spielplatz in aller Ruhe zwei Esel. Kein Wunder, dass einige der Seniorenheim-Bewohner ihre Fenster und Balkone nutzen, um auf das jährliche Spektakel hinunterzublicken.


Dieser besondere Sonntag, der Palmsonntag, beginnt alle Jahre wieder mit der Segnung der Palmzweige. Dazu werden die Zweige - laut Pfarrer Clemens Abrahamowicz ein Zeichen des Lebens, des Sieges und der Hoffnung -  von Groß und Klein feierlich in die Höhe gehalten. Wir heute lebenden Menschen haben einen Vorteil zu den Menschen vor 2000 Jahren: Wir hoffen nicht nur, wir wissen, dass Jesus den Tod besiegen und als unser wahrer König auferstehen wird!


Dennoch ist Jesus für viele ein großes Rätsel. Wieso reitet denn so ein angeblich großer König auf einem Esel nach Jerusalem ein? Statt ein stolzes, großes Tier wie ein Pferd zu wählen, auf dem ein König noch größer wirken würde, setzt sich Jesus auf einen einfachen, kleinen Esel, das Tier der Armen? Doch der Esel ist ein nobles Tier, es steht für edle Einheit und stille Größe. Auch Jesus war für eine lange Zeit der stille König.


Am Palmsonntag ist aber die Katze aus dem Sack! Die Menschen wussten nun alle, dass Jesus der echte König war und ist, und sie jubelten ihm zu! Aber was für die einen ein Grund zur Freude ist, ist für andere oft ein Dorn im Auge. Diese Echtheit von Jesus war für viele Menschen ein lebendiger Vorwurf, sie selbst wären womöglich nicht gut genug. Jesus wusste ganz genau, dass gerade diese Menschen, die vom Bösen angetrieben wurden, ihn das Leben kosten sollten. Dennoch ließ er sich, in seiner stillen Größe, auf dem Esel reitend, auf diesen Weg ein.


So folgen auch wir dem Kreuz und begleiten Jesus. Vorne an der Spitze die Ministranten, hinten nach die Kinder, dann unsere beiden Esel "Melli" und "Malter" samt Reiter und anschließend die große Schar der Messbesucher. Gemeinsam singen wir dem Herrn auf seinem Einzug nach Jerusalem und spazieren dabei durch den Park Richtung Kirche.


Pfarrer Abrahamowicz erklärt uns unterwegs: Der Keim der frohen Botschaft Gottes ist bereits da! Die trübe Stimmung, die bald folgen wird, bedeckt ihn zwar erst einmal für eine Weile, so wie das eisige Wetter nun die ersten Frühlingsblumen bedeckt hat. Alles scheint trostlos und abgestorben. Doch die Samen sind gelegt - in der Natur sowie in unseren Herzen - und werden zum richtigen Zeitpunkt aufgehen!


Bald gelangen wir an die große Kirchenpforte, die Christus selbst symbolisiert. Um die Pforte zu öffnen, pocht Pfarrer Clemens Abrahamowicz mit dem Fuß des Kreuzes lautstark an das Tor. Die Türen öffnen sich! Eine wunderschöne Symbolik – denn nur durch Jesus’ großes Opfer, seinen Tod am Kreuz, lassen sich für uns die Pforten ins Paradies öffnen.


In der Kirche ist alles vorbereitet – beim Einzug ertönen helle Trompetenklänge und die feierliche Orgel, viele Kinderbänke sind nahe am Altar aufgestellt und auch für die Kleinsten unter uns ist mit einem eigenen, altersgerechten Kinderwortgottesdienst in der warmen Marienkapelle gesorgt.


Für die besondere Lesung des heutigen Tages steigt Diakon Christoph Buda auf die Kanzel hinauf. Die Passion Christi wurde von mehreren Messbesuchern in verschiedenen Grüppchen nach Markus (14,1 – 15,47) gelesen. Wieder wird uns bewusst, wie hitzig die Diskussionen damals gewesen sein mussten. Es zeigten sich immer mehr Skeptiker und Neider. Die Situation eskalierte, das Böse schlug in den Menschen durch! Sogar innerhalb der eigenen Reihen wurde Jesus verleugnet und verraten!


Die Kinder bringen während die Passion gelesen wird verschiedene Gegenstände an den Altar. Brot und Wein, als Zeichen der Eucharistie. Ein Seil, als Zeichen der Gefangennahme. Einen Hahn, als Zeichen der Verleugnung. Eine Dornenkrone, als Zeichen für Schmerz und Leid. Das Schild „INRI“, als Zeichen dafür, dass Jesus der König unserer Herzen ist. Und zuletzt einen großen Felsen, ähnlich dem, den man Jesus vors Grab gelegt hat und den er überwinden konnte.


Eng verbunden mit dieser Leidensgeschichte sind auch zwei weitere Gegenstände. Kaplan Pawel Marniak zeigt den Kindern eine kleine Schachtel, in der er ein für uns Christen sehr bedeutsames Symbol aufbewahrt. Ein Kreuz! Es mag für uns gerade zur Osterzeit einen eher Furcht einflößenden Eindruck machen, jedoch ist das Kreuz keinesfalls als negatives Symbol gedacht! Beim Anklopfen mit dem Holzkreuz an das Kirchentor wird uns jedes Jahr wieder bewusst: Das Kreuz sperrt uns die Tore zum Himmel auf!


Der zweite Gegenstand ist unter weißen Tüchern versteckt. Kaplan Marniak lässt die kleine Veronika beim Aufdecken mithelfen. Gemeinsam entdecken sie darunter ein großes, rotes Plüschherz! Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus das alles nur aus Liebe für uns getan hat! Veronika hält das Herz in die Höhe, während alle Kinder mit weitläufigen Bewegungen singen: „Gottes Liebe ist so wunderbar … sooo wunderbar groß!!!“


Nun schließen sich auch die Kinder vom Kinderwortgottesdienst uns wieder an. Auch sie haben selbst gebastelte Herzen um den Hals hängen. Wir sind hier und feiern gemeinsam die Palmsonntagsmesse, um Jesus für sein großes Herz, in das alle Menschen hineinpassen, und seine endlose Liebe für uns Menschen zu danken.


Mit Rosen ausgestattet helfen nun alle Kinder mit, den Boden vor dem Altar in ein Blumenmeer für Jesus zu verwandeln, ähnlich wie es die Erwachsenen am Karfreitag tun. Für Groß und Klein wurde der Start der Heiligen Woche mit zahlreichen bedeutungsvollen Symbolen sehr anschaulich erklärt. Und trotz der bitteren Vorschau auf die kommende Tage hält jeder Messbesucher auf seinem Heimweg die Kernaussage der Palmsonntags-Messe in der Hand: Palmkätzchen, die das Zeichen des Lebens, des Sieges und der Hoffnung sind!