Geheimnis des Fastens

Mit dem Aschermittwoch begann auch in Baumgarten am 18. März wieder die 40-tägige Fastenzeit, in der wir fasten und uns auf das Osterfest vorbereiten wollen. Doch wie ist das mit dem Fasten eigentlich gemeint? Das Evangelium des Tages gibt darüber Auskunft.

Es wirkt jedes Mal wieder wie ein harter Schnitt: Eben waren wir noch in der lustigen, ausgelassenen Faschingszeit mit närrischen Verkleidungen und vielen Krapfen und plötzlich, Schlag Mitternacht, ist sie wieder da: die Fastenzeit. 40 Tage (die Sonntage sind ausgenommen) wollen wir bewusst anders leben als im Fasching. Es geht freilich nicht darum, uns selbst zu quälen oder in dieser Zeit Trübsal zu blasen – immerhin wissen wir als Christen, was der große Höhepunkt dieser 40 Tage ist: die große Freude über die Auferstehung Jesu und das ewige Leben für uns alle.


Am Aschermittwoch trafen zuerst um 16 Uhr alle Kinder mit Pfarrer Clemens Abrahamowicz in der Kirche zusammen und feierten mit ihm den Gottesdienst zum Beginn dieser besonderen Zeit, die man äußerlich am Violett bei Priestergewändern und Ministrantenkordeln erkennen kann. Am Abend empfingen dann unsere Firmlinge gemeinsam mit dem Rest der Gemeinde das Aschenkreuz als Zeichen der Umkehr. Aufmerksam hörten die Jugendlichen bei der Predigt zu, sangen kräftig bei den Liedern mit und übernahmen auch das Vorlesen der Fürbitten.


„Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten“, das ist wohl der Satz, der das Evangelium des Aschermittwochs am besten zusammenfasst. Zuerst geht es um die Art, wie wir Almosen – also Spenden – geben sollen: „Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler […] tun, um von den Leuten gelobt zu werden. […] Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“ Mutter Teresa kann da wohl ein großes Vorbild für uns sein oder auch Papst Franziskus, der in seiner Zeit als Bischof mithilfe seines Priesterteams still, aber tatkräftig in den Slums von Buenos Aires wirkte. In Baumgarten sind es z. B. die vielen Menschen, die unseren Sternsingern etwas in die Büchse werfen und deren Spende dabei von niemandem außer drei Kindern, die sich bestimmt nicht an jeden Einzelnen erinnern werden, registriert oder öffentlich gelobt wird. Viele Menschen unterstützen mit einem zwischendurch zur Bank gebrachten Erlagschein unbemerkt die eine oder andere Hilfsorganisation, obwohl sie selbst nicht viel haben. Auf die Höhe der Spende kommt es nicht an, denn die hängt immer von den Möglichkeiten ab. Schade auf der anderen Seite, dass sich Manager großer Firmen oder Prominente gerne mit überdimensionalen Schecks ins Scheinwerferlicht diverser Fernsehstudios stellen. „Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.“


Doch worum geht es beim Fasten, das die Vorbereitungszeit auf Ostern so sehr prägt und ihr ihren Namen gibt? Sicher nicht darum, vor anderen zu prahlen, auf was man nicht alles verzichtet und wie tapfer man nicht ist, wie es leider auch unter den Pfarrmitgliedern in Baumgarten weit verbreitet ist, wenn man sich im Pfarrheim, der Kirche oder im Jugendkeller umhört. „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. […] Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest.“


Bewusst auf etwas verzichten, das uns selbstverständlich ist; das Gerümpel wegräumen, um in unseren Gedanken klar für Gott zu werden; durch Weglassen von persönlichem Luxus wieder offene Augen und Ohren für die Nöte unserer Mitmenschen bekommen: die Fastenzeit kann uns dabei helfen, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Bestimmt ist es kein Zufall, dass Jesus in dieser Bibel-Stelle in einem Atemzug und untrennbar verbunden von fasten, beten und Almosen – das können sowohl materielle als auch zeitliche Spenden sein – spricht.


In der heutigen Zeit, in der dieses Nahrungsmittel nicht mehr das teuerste und oft auch nichts Besonderes mehr für uns ist, ist es wohl zu kurz gegriffen, das Fasten darauf zu reduzieren, kein Fleisch zu essen. Für die 10 % der österreichischen Katholiken, die Vegetarier sind, oder für jene, die sowieso nicht gern Fleisch essen, wäre das kein Verzicht und macht daher als Vorsatz wenig Sinn. Vielleicht ist es für sie die Schokolade, die sie stattdessen für Kinder zu „LEO“ bringen. Ein anderer verzichtet darauf, wie sonst mit dem Auto in die Arbeit zu fahren und leistet damit seinen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung und damit zum Erhalt der Lebensgrundlage vieler Menschen in der dritten Welt. Ein Jugendlicher lässt die Shoppingtour ausfallen und spendet das eingesparte Geld für syrische Flüchtlinge, denen es im Winter am Nötigsten fehlt. Ein Kind nimmt sich bewusst Zeit für längere Besuche bei der Uroma im Pflegeheim und versäumt dafür seine Lieblingsserie im Fernsehen.


Es gibt unzählige individuelle Möglichkeiten, in der Fastenzeit auf etwas zu verzichten, die Beziehung zu Gott zu erneuern und damit sich und den Mitmenschen etwas Gutes zu tun. Lassen wir uns bewusst darauf ein, aber missbrauchen wir es nicht, um uns selbst zu beweihräuchern! „Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Matthäus 6,1-6.16-18)