Die Zeitzeugin und ihre Zweitzeugen


In einer Gott sei Dank gut gefüllten Kirche sprach die Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin über die Gräuel der Nazi-Diktatur, die sie als jüdisches Mädchen erleben musste.

 

von Lotte Nachbaur & Maya Tauscher
Fotos: Wolfgang Ehrendorfer



Zwei der anwesenden Schülerinnen schildern ihre Eindrücke.
Zwei der anwesenden Schülerinnen schildern ihre Eindrücke.

Am 8. Oktober hätte man wohl eine Stecknadel fallen hören können, als die als 14-Jährige ins Konzentrationslager Theresiensadt deportierte jüdische Zeitzeugin Helga Feldner-Busztin von ihren Erlebnissen berichtete, davon, wie alles begann, wohin es führte und was sie nach so vielen Jahrzehnten noch immer quält. Das anwesende Publikum wurde zu "Zweitzeugen" und nahm den Auftrag zum Niemals Wieder an. Zu den gespannt Zuhörenden in St. Anna zählten auch sehr viele Jugendliche. Zwei Neugefirmte berichten, wie sie den Vortrag erlebt haben:

 

Eine Zeitreise in den 2. Weltkrieg

Am Sonntag, den 7. November 2021 durfte sich die Pfarrgemeinde Heilige Mutter Teresa einen Bericht von einer Zeitzeugin aus dem 2. Weltkrieg anhören. Die Atmosphäre in der Kirche war stimmungsvoll und emotional.

 

 

Wie ist es zum Holocaust gekommen?

Wie einem allgemein schon bekannt ist, begann das Ganze in kleinen Schritten. Zuerst wurden die jüdischen Kinder aus ihrem normalen Alltag gerissen, indem sie einen Schulwechsel auf eine rein jüdische Schule machen mussten. Ihr Vater war Lungenarzt und wurde dann zum Lungenarzt nur für Juden. Juden durften nur in jüdische Geschäfte gehen und dort einkaufen. Nach einiger Zeit bekam die Familie sogenannte Deportationszettel, daraufhin machte sich der Vater zu einem rettenden Schiff auf den Weg, das in Italien lag. Dort angekommen stellte sich heraus, dass das ein Reinfall war und dass das Schiff nicht existierte. Helga und ihre kleine Schwester konnten bei ihrer Mutter bleiben, da diese nur Halbjüdin war und man denen noch nichts angetan hat.

 

Einschneidende Erlebnisse:

Besonders emotional berichtete die Zeitzeugin über ihre kleine Schwester, diese wurde in jungen Jahren während eines Krankenhausaufenthalts von einem Arzt heftig ins Gesicht geschlagen, was sie bis heute noch nicht verkraften kann. Im Gegensatz dazu ist ihr auch eine Person besonders gut in Erinnerung geblieben: er war ein Automechaniker und Besitzer einer Autowerkstatt in Wien. Dieser hat sie mit 13 Jahren angestellt und sie somit quasi in seine Familie aufgenommen und ihm hat sie ihr Leben zu verdanken. Auch ihrer Müdigkeit hat Frau Feldner-Busztin ihr Leben zu verdanken, da sie dadurch den Deportationszug nach Ausschwitz verpasste.

 

Was wir aus diesem bedeutenden Einschnitt mitnehmen

An erster Stelle hat sie uns klargemacht, dass sie nur durch Glück überleben konnte und dass der Holocaust in ihrer Familie vergleichsweise wenig Schaden und wenige Opfer hinterlassen haben. So ein weltweiter Krieg darf nie wieder passieren! Wir für unseren Teil wissen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um Frieden auf diesem Planeten sicherzustellen. Wir sollten auch für alles dankbar sein, was wir haben, weil sich, wie wir auch jetzt gesehen haben, die Dinge ganz schnell ändern können. Wir sollten auch die kleinen Dinge, wie etwas Warmes zu essen zu haben, schätzen.