Mariazell, ganz privat


Wie schon bei der Gelöbniswallfahrt nach Mariabrunn waren die Vorgaben für die Wallfahrt nach Mariazell, bedingt durch Covid-19, mit Abstand die bisher ungewöhnlichsten. 

von Manfred Kainrath
Fotos: Fam. Moritz, Regine Pichler, Christian Votava, Sabine Saminger, Pawel Marniak



 

Unverändert war die heilige Messe in der Basilika, die Anreise war jedoch nicht im Bus gemeinsam, sondern privat, also mitunter einsam.

 

„Wenn schon nicht mit dem Bus,“ so dachte sich eine kleine Pilgerschar „dann geh ma gleich zu Fuß“ und machte sich bereits am Mittwoch von Wien-Rodaun aus auf den Weg.

 

Ausgestattet mit dem frühmorgendlichen Segen unseres Pfarrers Pawel Marniak ging es zunächst Richtung Heiligenkreuz, wo die Gruppe nicht nur eine erste Pause machte, sondern auch unseren Leider-noch-nicht-Novizen Johannes traf, im Jahr davor selbst noch Teil der Pilgergruppe, dieses Jahr jedoch damit beschäftigt, Latein zu lernen.

 

Das Wetter war schön, fast noch sommerlich, so war es nicht verwunderlich, dass sich am Nachmittag ein Gewitter als Wegbegleiter einstellte und die Gruppe feuchtfröhlich im ersten Etappenziel ankam.

 

Der zweite Tag war wetter- und metermäßig der Höhepunkt. Es ging bei strahlendem Sonnenschein über zwei Berge, die ihren Tribut forderten. Als Belohnung wartete ein Abend im feudalen Hotel in Rohr am Gebirge.

 

Das war’s dann mit dem Schönwetter. Der dritte Tag versprach nicht nur Regen, er brachte ihn auch zur Genüge. Die Gruppe wurde in St. Aegyd wieder angespült und zum Trocknen aufgehängt, natürlich nur deren patschnasse Sachen inkl. Schuhen.

Wenn einer geglaubt hätte, das war der Höhepunkt an schlechtem Wetter, der hat nicht mit dem letzten Tag gerechnet. Von der Feuchtigkeit mit dem Vortag vergleichbar, nur mit winterlichen 0 bis 3 Grad (gefühlten -2 Grad), schneebedeckten Feldern und eisigem Wind präsentierte sich diese Etappe als die unwirtlichste der gesamten Wallfahrt.

Vielleicht aber gerade deshalb kam die gesamte Gruppe sehr flott voran und überpünktlich in Mariazell an, wo sie sich mit einigen wetterfesten Pilgern bei der eingangs erwähnten Festmesse traf. 

 

Am Ziel angekommen, konnte die Gruppe Resümee ziehen.

 

Die Wallfahrt bescherte alle 4 Jahreszeiten im Schnelldurchgang.

 

Abgesehen von schmerzenden Knien, überlasteten Oberschenkeln, Problemen mit Regenhosen, einem geschwollenen Auge und einer undichten Windschutzscheibe bescherten die 4 Tage der Pilgergruppe eine wunderbare Gemeinschaft, herrliche Landschaften, besinnliche Impulse und unter kräftiger Mithilfe unseres genialen und verlässlichen Begleitfahrzeugs eine erfolgreiche Ankunft in Mariazell.

 

Am Beginn der Messe begrüßte Pfarrer Pawel Marniak die Anwesenden und entschuldigte gleichzeitig die daheim Gebliebenen. Die Umstände, verstärkt durch ein Wetter, das niemanden wirklich hinter dem Ofen hervorlocken kann, seien die Ursachen, dass an dieser Festmesse, immerhin bereits der 28. ihrer Art für unsere Pfarre, nur wenige Pilger teilnahmen. Er brachte stattdessen die Anliegen unserer Pfarre und deren Mitglieder aus Wien in einem Kuvert mit. Die Anliegen wurden im Vorfeld gesammelt und im Rahmen der Fürbittenlitanei in diese Messe eingebracht. In seiner Predigt zeigt er den Messbesuchern eines dieser Lebkuchenherzen, für die Mariazell bekannt und berühmt ist, mit der Aufschrift

„Der Pilgerweg war lang und schwer,

jetzt habt ihr keine Sünden mehr."

Dabei handle es sich natürlich nur um einen Sinnspruch, aber es sei schon etwas Wahres dran, denn die Entbehrungen, die jeder Einzelne auf einer derartigen Wallfahrt auf sich nimmt, kommen dem Fasten gleich und brächten uns so Gott näher auch wenn es diesmal nach der Messe nicht gleich ins Himmelreich ging. Denn auch der Ausklang und die Rückkehr blieben diesmal ganz privat.