Im Stall von Baumgarten - Weihnachten: Die zarte Handschrift Gottes

„Gott hat sein letztes, sein tiefstes, sein schönstes Wort in die Welt hinein gesagt, 

ein Wort, das nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Und dieses Wort heißt:

Ich liebe dich, 

du Welt und du Mensch.“ (Karl Rahner)

Und dieses Wort ist Fleisch geworden, es liegt als kleines, zartes Baby in der Krippe. Wer in der Christnacht die Baumgartner St.-Anna-Kirche betritt, dem wird dieses Geheimnis in besonderer Weise vor Augen geführt: Das aufgeschlagene Buch mit dem Weihnachtsevangelium und das Kind in der Krippe. Heute ist es der kleine Jonas, weich gebettet auf Stroh schläft er ganz ruhig. Ein zartes Wesen, ein kleines Kunstwerk Gottes.


Man denkt daran, dass es Menschen gibt, die so kleinen zarten Wesen Gewalt antun können. Man denkt daran, wie viele Menschen auch am heutigen Weihnachtstag Hass, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Krankheit, Verzweiflung oder Trauer ertragen müssen. Und man denkt daran, dass jenes Kind, das im Stall von Bethlehem unter widrigen Umständen auf die Welt kam, die Schuld und das Leid der Welt auf sich nehmen und den Tod besiegen wird.

Und das feiern wir heute voll Freude: Mit Trompetenklang, Chorgesang, der großen Ministrantenschar, den vielen strahlenden Christbäumen, den freudigen Gesichtern der vielen Menschen, die heute gekommen sind, obwohl nicht wenige auch ihr persönliches Leid hierher mitgebracht haben.


In seiner Predigt greift Pfarrer Clemens Abrahamowicz eine Frage auf, die uns oft beschäftigt: Warum schlägt Gott nicht machtvoll drein und beseitigt alles Unrecht, das auch in unserer heutigen Welt zum Himmel schreit? Ein Blick auf die Bibel und auf das Kind gibt die Antwort: Gottes Handschrift ist eine andere – sie ist zart. Die Geschichte der Rettung des Volkes Israels beginnt mit dem zarten Baby Mose in einem Körbchen. Die Geschichte der Rettung der Menschheit beginnt mit dem zarten Baby Jesus in der Krippe.


„Stille Nacht“, gesummt vom riesigen Chor der Messbesucher/innen, erklingt als Wiegenlied, als der Pfarrer den kleinen Jonas behutsam durch die Kirche trägt, und am Ende der Messe noch einmal, wie immer zum beeindruckenden Sprühkerzenregen der zahlreichen Jugendlichen und diesmal begleitet von den schönen Überstimmen des Kirchenchores.


Eine junge Südamerikanerin, die in New York lebt und derzeit auf Wienbesuch ist, hat unsere Mette voll Freude mitgefeiert und ist ganz begeistert von der festlichen Stimmung. Ganz besondere Momente hat sie mit ihrer Handykamera festgehalten.


Sie ist auch dabei, als viele Baumgartner/innen nach der Messe noch lange beieinander stehen, Punsch trinken und Wünsche und Geschenke austauschen. Als sie anschließend noch den Weg in den weihnachtlich geschmückten Jugendkeller findet, wo die jüngeren Generationen bei der „After Christmas Party“ weiterfeiern und ihr zu Ehren lautstark „Feliz navidad“ gesungen wird, stellt sie folgende Fragen: „Es gibt tatsächlich Jugendliche und auch ältere Menschen, die schon seit ihrer Kindheit in der Pfarre sind? Viele Jugendliche kommen jede Woche in den Jugendkeller? Ihr kennt die meisten Leute, die am Sonntag in die Messe kommen, mit Namen? Alle Generationen sind hier vertreten? Ihr feiert oft so festliche Messen? Wisst ihr eigentlich, was für ein Glück ihr habt, hier zu leben?“


Voller Dankbarkeit für dieses Glück wünschen wir allen Baumgartner/innen frohe Weihnachten! Mögen wir Gottes zarte Handschrift auch im Jahr 2013 in unserem persönlichen Leben erkennen und spüren!